6.
[Forts. v. S. 13 ] Nachher sagte er dann: „Lazarus, unser Freund, ist entschlafen. Allein ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.“ O Herr, wie mit Kindern sprichst du, und wie den Knaben reichst du Milch zur Nahrung. Wie eine Mutter gibst du Leben, und wie eine Amme nährst du, und wie ein Lehrer unterrichtest du und bringst ihre Unwissenheit unter deine Weisheit. Wann warst du Kämmerer des Lazarus, daß du hingehst und ihn vom Schlafe erwecken willst? Die Länge des Weges beträgt zwei Tagreisen, wird Lazarus immer im Schlaf verharren, bis du kommst? Ist er vielleicht mit Alraun eingeschläfert, oder ist er von starkem Weine betäubt? Wo ist denn auch sonst ein Mensch, der vier Tage und vier Nächte ununterbrochen im Schlaf liegen könnte? Und nun gehst du und willst ihn auferwecken. Warum haben ihn seine Schwestern nicht aufgeweckt, welche so rasch ihre Diener zu dir geschickt haben? Seines Schlafes wegen haben sie nicht zu dir geschickt, sondern seines tödlichen Leidens willen haben sie in Eile dich gebeten, daß du kommest und ihn heilest.
