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Werke Gregor der Grosse (540-604) Einleitung zu Gregor dem Grossen

4. Gregor als Mönch

Das Kloster auf dem Clivus Scauri wurde dem hl. Andreas geweiht. Die Ordensregel war die des hl. Benedictus. Der rege Verkehr Gregors mit Monte Cassino, mit Subiaco und mit Valentinian, dem Abte des lateranensischen Klosters, sowie seine unverkennbare Zuneigung zu Benedictus lassen es als sicher annehmen, daß Gregor die Regel des hl. Benedikt, den unvergleichlichen Ausdruck der Weltabgeschiedenheit, der Seelenruhe und der völligen Hingabe an Gott, befolgen wollte. 1 Die Verbindung, die Gregor so mit dem Orden einging, ist für ihn von größter Bedeutung geworden. Denn wie er im II. Buch der Dialoge der große Lobredner Benedikts wurde und den Geist Benedikts in der päpstlichen Tätigkeit entfaltete, so wurden die Klöster des hl. Benedikt die Träger der gregorianischen Tradition und die Verkündiger der Größe Gregors.

Gregor war nun einfacher Mönch in seinem früheren Palaste. Immer wieder sagt er später, daß die ersten stillen Jahre im Kloster, wo er sich ganz der Betrach- S. 22 tung, dem Studium der Hl. Schrift und der Väter widmen konnte, seine schönsten Jahre gewesen seien, und erzählt gern von den Brüdern, mit denen er damals zusammen lebte. Er war aber in diesen Jahren zu strenge mit sich selbst. Die Mutter sandte ihm zwar täglich in silberner Schüssel ein Gemüsegericht, und es ist nicht anzunehmen, daß dies seine einzige Nahrung war; aber er übte, wie uns die Biographen einstimmig berichten, ein so strenges Fasten, daß sich ein Magenleiden einstellte, das ihm viele Beschwerden verursachte und ihn nie mehr verließ. Vielleicht hat er auch damals schon durch Erkältungen den Grund zu einer andern schmerzlichen Krankheit, der Gicht, gelegt, über die er sich später oft beklagen muß.

Während dieser ersten Jahre des Klosterlebens war es, daß Gregor, wie uns Johannes Diaconus erzählte, einmal auf dem Sklavenmarkte englische Gefangene sah und so von Mitleid erfüllt wurde, daß er den Entschluß faßte, dieses Volk mit dem Evangelium bekannt zu machen. Er soll sein Anliegen Papst Benedikt (574—579) vorgetragen und sich entschlossen haben, selbst nach England zu gehen, da kein Missionar sich fand. Ungern habe ihn Klerus und Volk ziehen lassen; bald aber sei eine so große Unzufriedenheit wegen seines Wegganges entstanden, daß eine Abordnung Gregor nachreiste und ihn zurückholte. Ließe sich aus diesem Vorkommnis schließen, daß das Volk noch immer an dem ehemaligen Stadtpräfekten hing, so erhellt aus einer bestimmten Tatsache, welches Vertrauen ihm Papst Benedikt schenkte. Er übertrug ihm nämlich das eben erledigte Amt eines der sieben Diakone. Der Diakon aber hatte für das Wohl der ihm anvertrauten Region zu sorgen. Während die Römer sich freuten, daß Gregor auf diese Weise gleichsam wieder zu ihnen zurückkehrte, folgte dieser nur ungern dem päpstlichen Wunsche, der ihn den weltlichen Sorgen zurückgab. 2 Unerwartet schnell starb Papst Benedikt S. 23 579. Sein Nachfolger Pelagius II. erteilte Gregor die Diakonatsweihe und ernannte ihn sofort zu seinem ständigen Gesandten oder Apokrisiar beim oströmischen Kaiserhofe.

Gregor reiste, wahrscheinlich die sehr belebte Via Egnatia benützend, über Durazzo durch Epirus und Mazedonien nach Konstantinopel. Er war dabei von einer größeren Anzahl von Mönchen begleitet, und mit ihnen führte Gregor in der Hauptstadt das klösterliche Leben fort. Er konnte, sagt er, zu ihnen von den Stürmen und Wogen der weltlichen Geschäfte immer wieder wie zu einem ruhigen Gestade heimkehren und die Seele gleichsam vor Anker legen. 3 Von den Aufgaben, die Gregor am Hofe zu lösen hatte, wissen wir nur wenig; denn er hat selbst nicht viel davon erzählt, und der Briefwechsel zwischen dem Papst Pelagius und ihm ist verlorengegangen. Johannes Diaconus sagt noch, daß er im päpstlichen Archiv aufbewahrt werde, und führt zum Beweis der umfassenden Geschäftsführung Gregors einen Brief des Papstes an ihn an. 4 Die Lage des Reiches war damals gespannt. Kaiser Tiberius II. (578 bis 582) wurde vom Papste um Hilfe für Rom und Italien angegangen; aber der Kaiser vermochte trotz seines Wohlwollens keine Hilfe zu schicken, da seine Kräfte kaum hinreichten, um gegen die Perser, die unter Chosroes II. das Reich wieder ernstlich bedrohten, standzuhalten. Ihrem Andrange gelang es auch wirklich, wenige Jahrzehnte später Syrien, Kleinasien und Ägypten an sich zu reißen, Tiberius konnte nicht einmal seinem Exarchen in Ravenna beispringen, geschweige denn Rom. So rief denn der Kaiser die Franken gegen die Langobarden zu Hilfe; aber der Erfolg war, daß das Langobardenvolk sich wieder einigte; hatten während des Interregnums die Herzöge nach ihrem eigenen Willen und ohne Geschlossenheit regiert, so verlangte jetzt das Volk nach einem Könige und wählte dazu Authari, 585, der sogleich Ravenna bedrohte. Unter all den Verhandlungen, die in dieser Zeit zwischen Rom und Kon- S. 24 stantinopel gepflogen wurden, mag Gregor die Überzeugung gewonnen haben, daß von Byzanz keine Hilfe für Italien zu erwarten sei und daß Italien selbst auf seine Rettung bedacht sein müsse. Insofern sind diese Verhandlungen für Gregors spätere Tätigkeit bedeutungsvoll geworden.

Gern zog sich Gregor von dem prunkvollen und ränkesüchtigen Hof zu seinen Mitbrüdern zurück. Dort sah er oft einen Mann, der mit ihm gleicher Gesinnung war und den ebenfalls Staatsgeschäfte nach Byzanz geführt hatten, nämlich Bischof Leander von Sevilla, der beim Hofe die Sache des zum katholischen Glauben übergetretenen Königssohns Hermenegild vertrat. Leander ersuchte Gregor, dem Kreise der ernsten Männer das Buch Job in Konferenzen zu erklären. So entstanden die 35 Bücher über das Buch Job oder die Moralia. Endlich, 585 oder 586, wurde Gregor zurückberufen und durfte wieder sein Kloster St. Andreas beziehen. Dort vollendete er die Moralia und hielt vor den Mitbrüdern Vorträge über den Pentateuch, das Buch Josue, das Buch der Richter, die Bücher der Könige, über die Propheten, über die Sprüche und das Hohelied, schrieb jedoch die Erklärungen nicht selbst nieder; ein Schüler namens Claudius machte wohl Notizen; diese fanden aber so wenig das Gefallen Gregors, daß sie nicht weiter verwendet wurden und verlorengingen.

Ob Gregor nach seiner Rückkehr von Konstantinopel Abt seines Klosters wurde, ist fraglich. Dem ersten Abte Valentio folgte Maximianus, der Gregor auch in Konstantinopel besuchte und der bis zu seiner Ernennung zum Bischof von Syrakus im Jahre 591 Abt gewesen sein muß; denn gegen Ende 590 wird in einer Urkunde für das Kloster St. Andreas Maximus oder Maximianus als Abt des Klosters genannt. 5 Papst Pelagius ernannte Gregor zu seinem Sekretär und bediente sich seiner als eines erfahrenen Ratgebers.


  1. Vgl. die Vita der Mauriner, Migne P. L. LXXV 256—262. ↩

  2. Johannes Diaconus, S. Gregorii vita I 25: Denique cernens Benedictus, venerabilis pontifex, gradibus Gregorium ad alta conscendere, violenter eum a quiete monasterii sui abstrahens, ecclesiastici ordinis officio sublimavit, Migne P. L. LXXV 72. ↩

  3. Ep. Ad Leandrum, Migne P. L. LXXV 511. ↩

  4. Johannes Diaconus, S. Gregorii M. vita, Migne P. L. LXXV 75 f. ↩

  5. Jaffé, Reg. lib. I 14a. ↩

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Einleitung zu Gregor dem Grossen

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