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Werke Tertullian (160-220) Einleitung zu Tertullian Allgemeine Einleitung zu Tertullian
Allgemeine Einleitung
§ 1. Nordafrika und dessen Hauptstadt Karthago unter der römischen Herrschaft

2.

Während des zweiten Triumvirates gehörte Karthago zum Reichsanteile des Lepidus, was dem Gedeihen der Stadt nicht förderlich war. Nachdem Lepidus im Jahre 36 v. Chr. von seinem Heere verlassen und seiner Macht beraubt war, nahm ein Unterfeldherr des Augustus, T. Statilius Tanrus, beide Libyen für diesen ohne Kampf in Besitz1. Augustus gründete nun die Kolonie Karthago sozusagen von neuem, nachdem Lepidus einen Teil der Kolonisten fortgeführt und die Stadt dadurch die Eigenschaften und Rechte einer Kolonie verloren hatte. Deshalb schickte Augustus eine neue Schar Kolonisten dorthin2. Taurus baute die Stadtmauern auf und durch den Prokonsul C. Sentius Saturninus wurde 13 v. Chr. die Gründung der Kolonie feierlich vollzogen3. Wie viele andere römische Kolonien hatte sie den Beinamen Felix und wurde nun Hauptstadt der Provinz, was bis dahin Utica gewesen war. Als Sitz der Behörden gelangte die Stadt wieder zu Ansehen und Wohlstand. Die neuen Karthager aber setzten etwas darein, als Römer zu gelten; ihre Sprache war lateinisch, ihre Tracht die römische4, auch in ihrem Hange zum Vergnügen der Rennbahn, des Zirkus und der Gladiatorenkämpfe gaben sie sich als echte Abkömmlinge der Römer zu erkennen. Um 200 n. Chr. besaß die Stadt bereits ein ansehnliches Amphitheater, das Stadium war schon ein altes Gebäude5; ein Odeum wurde unter Caracalla erbaut6. Die Provinz zeichnete sich durch einen tüchtigen ausdauernden Menschenschlag aus und brachte auch auf geistigem Gebiete bedeutende Männer hervor. An Profanschriftstellern gelangten zu größerem Rufe der Rhetor Fronio aus Cirta und der berüchtigte Apulejus von Madaura. Ansehnlich ist auch die Zahl der Kirchenschriftsteller, welche S. 10 Nordafrika bis zur Zeit der Vandalenherrschaft hervorbrachte. Dem Reiche gab es nicht wenige tüchtige Krieger und Staatsmänner und im dritten Jahrhundert schwangen sich mehrere Afrikaner sogar auf den Thron der Cäsaren. Karthago speziell war die Heimat vieler Rechtsgelehrten und Advokaten.

So war das ehemalige Punien ein lateinisches Land geworden, Mauretanien und Numidien blieben allerdings noch längere Zeit barbarische Hinterländer. Aber auch dort war die Zahl der Ureinwohner zusammengeschmolzen, manche Stämme selbst in Mauretanien ganz ausgerottet oder ausgestorben, so daß auch dort der Abgang durch lateinische Kolonisten wieder ersetzt werden mußte und die Romanisierung des Landes schließlich ebenfalls sehr weit gedieh, wie die Inschriften und baulichen Reste beweisen.

Die Provinz Afrika war eine der glücklichsten des Reiches, weil sie keine kriegerischen Nachbarvölker von Bedeutung zu Grenznachbarn hatte und sie wegen ihrer Abgelegenheit nicht in die Bürgerkriege des Reiches hineingezogen wurde. Die großen Begebenheiten der Weltgeschichte spielten sich in anderen Ländern ab und zogen Afrika nicht in Mitleidenschaft. Daher konnte die Provinz zu großem Wohlstand gelangen.

Nach den Angaben des älteren Plinius war der Zustand der Provinz unter Vespasian folgender. Der von Rom am weitesten entfernte Teil der Provinz, Mauretania Tingitana, hatte fünf römische Kolonien, darunter die schon von Augustus gegründete Constantia.

Mauretania Caesarea mit den wichtigen Seestädten Russadir, Caesarea und Sicca, der ehemaligen Residenz des Syphax, hatte acht Kolonien und vier Städte mit römischem Bügerrechten. In dem kleinen Numidien, dessen Grenze der Fluß Ampsaga bildete, gab es nur eine Stadt mit römischem Bürgerrecht, Tabraca, und zwei Kolonien. Afrika im engeren Sinne endlich, das frühere Zeugitana, der reichste Bezirk, erstreckte sich von Nu-midien bis zur großen Syrte, wo Arae Philaenorum den Grenzpunkt gegen Cyrenaica bildete. Es hatte sechs Kolonien, fünfzehn Städte mit römischem Bürgerrecht und dreißig freie Städte. Die wichtigsten Plätze waren S. 11 früher Utica, nachher Karthago, beide natürlich lateinischer Nationalität7. Karthago war von Rom aus nur drei Tagereisen entfernt und stand damit in beständigem regem Verkehr, besonders blühte der Kornhandel. Die aus Afrika stammende Dynastie des Severus versäumte nicht für ihr Heimatland etwas zu tun. Davon geben die zahlreichen Münzen des Severus und Caracalla mit der Inschrift „Liberalitas Augusti in Carthaginem" Zeugnis. Die Städte Karthago, Utica und Leptis aber erfreuten sich noch besonderer Fürsorge und Wohlgewogenheit des Severus, der ihnen auch das jus Italicum verlieh8.

Weil Nordafrika keine mächtigen Grenznachbarn hatte und vor äußeren Feinden sicher war, so bedurfte es zu seinem Schutze keine große Truppenmacht. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung genügte eine Legion, welche im Auresgebirge9 ihr Standlager hatte, bei Lambaesis. Außerdem hatte Karthago noch eine Besatzung, welche aus einer Kohorte, der sog. urbana, 1200 Mann stark, bestand und als solche ein Lager in oder bei der Stadt inne hatte10.


  1. Dio Cass. 49,14. ↩

  2. Dio Cass. 52,43. ↩

  3. Tert., De pallio 1. ↩

  4. Tert., De pallio 1. ↩

  5. tert., Scorp. 0-6. ↩

  6. Tert., De anima c. ↩

  7. Plinius, Hist. nat. V, 1-5. ↩

  8. Corpus jur. civ. Digesta 50, 15, 8. ↩

  9. Montes Aurasii in Numidien. ↩

  10. Mommsen, Eph. epigr. V 119 und Staatsrecht Π 1068 Anm. 2. ↩

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Allgemeine Einleitung zu Tertullian
Introductory Note to Tertullian

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