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Werke Athanasius von Alexandrien (295-373) Epistulae ad Serapion Einleitung: Vier Briefe an Serapion

3. Die Briefe an Serapion.

Athanasius hatte am 9. Februar 356 zum drittenmal seinen Feinden weichen müssen und hatte sich in die thebaische Wüste geflüchtet. Dort erreichte ihn, wohl um 3581, ein Brief seines Freundes Serapion, der von der neuen Irrlehre berichtete und um eine Äußerung über dieselbe bat2. Das gab die Veranlassung zu vier Briefen, die Athanasius bis 362 an Serapion schrieb.

Diese Briefe stellen die erste literarische Bekämpfung der Pneumatomachen dar. Athanasius wendet sich in denselben zunächst ausführlich gegen die Versuche der Pneumatomachen, mehrere Stellen der Heiligen Schrift besonders Am. 4, 13 und 1 Tim. 5, 21 als Beweise für ihre Lehre zu verwenden, nicht minder auch gegen jede sophistische Übertragung menschlicher Verhältnisse auf das trinitarische Leben Gottes, ein Unterfangen, das Athanasius mit der Einzigkeit und Unergründlichkeit des göttlichen Wesens für unvereinbar erklärt.

S. 397 Athanasius begründet die katholische Lehre aber auch in positiver Weise. Die Trinität ist eine unteilbare Wesenheit der Zahl nach (1, 2), mit der nichts geschöpfliches verbunden sein (1,17. 20. 30) und von der nichts weggenommen werden kann (1, 25); denn die trinitarische Existenzweise Gottes ist nichts Zufälliges, sondern ist im Gottesbegriff selbst notwendig begründet (1, 29). Ebenso verlangt auch das gegenseitige Verhältnis der drei Personen in der einen Gottheit die Wesensgleichheit des Heiligen Geistes mit dem Vater und dem Sohn. Das Wesensverhältnis des Geistes zum Sohne ist nämlich dasselbe wie das des Sohnes zum Vater; wie der Sohn, so kann daher auch der Heilige Geist kein Geschöpf sein (1, 2. 21. 22; 3, 6). Ebenso beweist auch das Ineinandersein der drei Personen ihre Wesensidentität (1,11, 23. 24. 25. 31; 4,3. 4). Der Heilige Geist ist demnach ein wesentliches und den andern Personen wesensgleiches Glied der Trinität. In der Trinität besieht nur Wesensgleichheit und Wesenseinheit. Das zeigt auch der eine Glaube der Kirche an den Heiligen Geist wie an den Vater und den Sohn (1, 30; 3,6).

Von den Geschöpfen dagegen unterscheidet sich der Heilige Geist ebenso wie der Vater und der Sohn. Was ihn von den Geschöpfen in gleicher Weise trennt wie den Sohn, ist sein ewiger Ursprung aus Gott (1, 22. 30; 3, 2). Der Heilige Geist ist ewig, wie und weil die Trinität ewig ist (1,30; 3, 7); er geht vom Vater aus durch den Sohn (1,11. 20. 22; 3,1; 4,3), ist Bild des Sohnes wie der Sohn Bild des Vaters (4,3). Dieses uns unbegreifliche Ursprungsverhältnis erläutert Athanasius unier Anlehnung an die Ausdrucksweise der Heiligen Schrift durch mehrere Gleichnisse, durch die Beziehung zwischen Gegenstand, Bild und Abglanz, Quelle und Fluß (1, 20. 24. 26). Im Unterschied von den Geschöpfen eignet dem Heiligen Geiste ferner Einzigkeit (1, 20. 27; 3, 3), Allgegenwart (3, 4) und Unveränderlichkeit (1, 26. 27), Eigenschaften, die ihn dem Vater und dem Sohne gleichstellen.

Das immanente Leben Gottes spiegelt sich in seiner Offenbarung nach außen, in seinem Wirken wieder. Die Funktionen aber, die hiebet dem Hei- S. 398 ligen Geiste zukommen, liefern einen zwingenden Beweis seiner Gottheit Alles wirkt der Vater durch den Sohn im Heiligen Geiste (1,19. 28. 30; 3,5). Wie der Vater und der Sohn nimmt der Heilige Geist an der Schöpfung teil (3,4.5), an der Führung des auserwählten Volkes (1,12), an der Erleuchtung der Propheten (1,31; 3,5; 4,3), an der Berufung der Apostel (3,5), an der Vermittlung der Menschwerdung des Sohnes (1,31; 3,6) und an der übernatürlichen Heiligung der Menschen, Der Gottessohn hat die Erlösung vollbracht; die Teilnahme an der Erlösung ist den Menschen aber nur möglich durch den Heiligen Geist, der als „die Energie und die leuchtende Gnade des göttlichen Lichtes„ (1,30; vgl. 1, 14. 24. 25. 31; 3, 6) das vollendende Prinzip in der Gottheit darstellt. Die Menschwerdung des Sohnes hat den Grund zu unserer Gottähnlichkeit und Gotteskindschaft gelegt; zu Gotteskindern aber macht uns der in uns ausgegossene Heilige Geist. Auf Christi Verdiensten beruht es, daß der Heilige Geist mit Vater und Sohn in uns wohnt, und zwar nicht bloß seiner Wirksamkeit, sondern seiner Wesenheit nach (1, 20. 25. 30; 3, 6). Nur weil der Heilige Geist, der in uns wohnt Gott ist, sind wir wirklich Gottes Tempel, wird uns Heiligkeit und Gotteskindschaft zuteil (3,3), nehmen wir an der göttlichen Natur teil (1, 23. 25), treten wir in Lebensgemeinschaft mit Christus (1,19. 23). Verleiht uns also der Besitz des Heiligen Geistes Teilnahme an der göttlichen Natur, so kann der Heilige Geist selbst kein Geschöpf sein (1, 24; 3, 3). Das ist die katholische Lehre vom Heiligen Geist, und nur diese ist Inhalt der Heiligen Schrift (1,32) und der Überlieferung (1, 28 ff.). Diese Gedanken entwickelte Athanasius besonders in dem ersten und längsten Brief, den er, der Bitte Serapions entsprechend, an diesen schrieb. Nach einer kurzen Einleitung, die auf die Tragweite der neuen Häresie hinweist (Kap. 1—2), handelt dieser Brief über die Auslegung von Am. 4, 13 (Kap. 3—10) und von 1 Tim. 5,21 (Kap. 11—14) durch die Pneumatomachen und wendet sich dann gegen deren mannigfache Versuche, das innergöttliche Leben nach menschlichen Verhaltnissen zu beurteilen (Kap. 15—21). An diesen zu- S. 399 meist polemisch gehaltenen Teil schließt sich die positive Begründung der rechtgläubigen Lehre vom Heiligen Geist (Kap. 22—23).

Wie uns Athanasius selbst berichtet (2,1), übermittelte ihm Serapion alsbald die Bitte „einiger von den Brüdern“, er möchte den Inhalt seines Briefes im Interesse der praktischen Verwendung desselben kurz zusammenfassen. Athanasius willfahrte diesem Wunsche in einer Skizze von sieben Kapiteln, die wir jetzt als dritten Brief an Serapion zu bezeichnen pflegen. Als Grundtage seiner Beweisführung (s. 3,1) stellte er aber einen kurzen Überblick über die rechtgläubige Lehre vom Sohne voraus, der uns als zweiter Brief an Serapion überliefert ist. Derselbe bespricht nach der Angabe über die Veranlassung des Briefes (Kap. 1) die hauptsächlichsten Argumente für die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (Kap. 2—6) und die mißbräuchliche Auslegung von Sprüchw. 8, 22 (Kap. 7—8/ und von Mark. 13, 32 (Kap. 9) durch die Arianer. Schon die Mauriner haben aus diesem Sachverhalt richtig geschlossen, daß der zweite und dritte Brief ursprünglich wohl einen Brief bildeten, der durch einen Abschreiber in zwei zerlegt wurde.

Der vierte Brief zerfällt inhaltlich und auch äußerlich durch die Doxologie am Schluß des siebenten Kapitels deutlich in zwei Teile. Der erste Teil (Kap. 1—7) verdankt, wie in der Einleitung bemerkt ist, sein Entstehen einem Brief Serapions, der von neuen sophistischen Einwendungen der Pneumatomachen gegen die Gottheit des Heiligen Geistes meldete. Auch diese Einwendungen, die sich von den im ersten Brief bekämpften nicht wesentlich unterscheiden, entspringen einer anthropomorphistischen Auffassung des innergöttlichen Lebens. Athanasius zerpflückt sie mit scharfer, manchmal sarkastisch gefärbter Dialektik. Der zweite Teil des Briefes (Kap. 8—23) ist eine exegetische Abhandlung über Matth. 12, 31. 32, die mit dem ersten Teil in keinem Zusammenhang steht. Die beiden Stücke sind denn auch meist gesondert überliefert Sie sind daher von den Maurinern wohl mit Unrecht zu einem Ganzen vereinigt worden. Der zweite Teil ist jedenfalls der S. 400 Rest eines anderen Briefes, den Athanasius, allerdings wohl auch an Serapion, geschrieben hat. Schon unser erster Brief an Serapion schließt mit einer Anspielung auf Matth. 12, 32, der dritte Brief aber mit dem vollen Wortlaut dieser Stelle. Serapion hatte wohl seinen Freund um näheren Aufschluß über den Sinn dieser Stelle gebeten, den ihm dann Athanasius durch den Brief zukommen ließ.


  1. A. Stülcken, Athanasiana, Leipzig 1899, 58. 79. ↩

  2. Epist 1, 1. 88. ↩

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Vier Briefe an Serapion v. Thmuis (BKV)
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