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Werke Gregor von Tours (538-593) Historiarum libri x Einleitung & Vorrede in die Zehn Bücher Fränkischer Geschichte
Einleitung.

5.

Der erste Druck der Werke unsers Gregors erschien in den Jahren 1511 und 1512 zu Paris, in Deutschland kam die erste Ausgabe 1568 zu Basel heraus. Mehrere andere Ausgaben folgten, die aber sämtlich durch die Arbeit des gelehrten Benediktiners Ruinart verdunkelt wurden. Ruinarts Ausgabe, die

1699 zu Paris erschien, brachte zuerst einen vollständigen und kritisch bearbeiteten Text und ist die Grundlage aller späteren Abdrücke geblieben. Auch die neuesten Herausgeber der Fränkischen Geschichte J. Guadet und N. R. Taranne1), deren Arbeit zu Paris 1836 und 1838 an das Licht trat, fußen, obwohl sie im Einzelnen Manches berichtigt haben, doch im wesentlichen auf Ruinart. Wieviel dieser indessen auch geleistet hat, wir vermissen doch die eigene Hand Gregors in einer Ausgabe, in S. IL der um einen lesbaren, gleichmäßigen Text herzustellen, die Schreibart der ältesten Handschriften vielfach geändert ist. Die ursprüngliche und eigentiimliche Sprache Gregors werden wir erst aus der neuen Ausgabe, welche für die Monumente Germaniae historica vorbereitet wird, erkennen lernen. Mein verstorbener Freund Bethmann war lange mit dieser beschäftigt und unterstützte auch meine Übersetzung mit seinen Vorarbeiten und seinem Rat auf das Bereitwilligste. Jn gleich gütiger Weise hat jetzt Herr Professor W. Arndt, der nach Bethmann die Ausgabe der Frankengeschichte übernommen hat, bei der Durchsicht der Übersetzung mir Beistand geleistet. Die Kapiteleinteilung der zu erwartenden neuen Ausgabe ist in der Übersetzung bereits aufgenommen, aber die bisherige Einteilung, wo sie abweicht, zugleich in Klammern angegeben2 Bei der Schreibung der Eigennamen ist, soweit nicht Mißverständnisse daraus erwuchsen, den besten Handschriften3 gefolgt.

Auch an Übersetzungen fehlt es Frankreich schon seit längerer Zeit nicht. Die älteste vom Jahre 1610 rührt von Claude Bonnet, Advokat beim Parlement zu Grenoble her; sie ist sehr fehlerhaft und unbeholfen im Ausdruck. Jhr folgte 1688 die Übersetzung des Abts Michel de Marolles, die nur einen geringen Fortschritt zeigt. Fließender und gewandter ist die

Überfetzung, welche sich im ersten und zweiten Bande der collection des memoires relatifs å Phistoire de France

(Paris 1823) findet und Guizots Namen trägt, obwohl er selbst nur geringen Anteil an der Arbeit hat, die übrigens nicht frei von Jrrtümern ist4. Diese Überfetzung liegt auch S. L derjenigen zu Grunde, welche der größeren Ausgabe von Guadet und Taranne (1836—-—1838) beigedruckt, doch ist hier manches berichtigt. Die neueste französische Übersetzung von H. Bpkdikk (2 Bände 1859——1862) ist mir nicht zur Hand gewesen.

Die erste deutsche Übersetzung trat 1849 zu Würzburg an das Licht. Sie ist anonym erschienen und, wie die Vorrede zeigt, das Werk mehrerer Hände. Daraus erklärt sich die Verschiedenartigkeit der Arbeit. Manche Partien sind glücklich wiedergegeben; in den andern finden sich dagegen vielfache und zum Teil recht arge Versehen.

Jch bin überzeugt, daß auch meine Übersetzung, obwohl aus einem andern Grunde, manche Spuren einer ungleichen Behandlung trägt. Jn den Jahren 1846—1851 war ich mit derselben beschäftigt, aber die gewaltigsten inneren und äußeren Erregungen unterbrachen die Arbeit und riefen mich immer aufs Neue von derselben zu einer ganz andern Tätigkeit ab. So haben es die Umstände mit sich gebracht, daß meine Übersetzung, wie das Original selbst, in großen Zwischenräumen entstanden ist. Manche Unebenheiten, die so unvermeidlich waren, hätten sich vielleicht bei dieser zweiten Ausgabe durch eine durchgreifende Umarbeitung beseitigen lassen, aber zu einer solchen konnte ich inmitten andrer größerer Arbeiten nicht die Zeit finden. Im Wesentlichen ist die neue Ausgabe nur als ein revidierter Abdruck der ersten anzusehen.

Über das Verfahren, welches ich bei der Übersetzung eingeschlagen habe, würden weitläufige Erörterungen fruchtlos sein; dasselbe muß durch den Eindruck, welchen das Werk in dieser Gestalt macht, gerechtfertigt werden. Nur einige Punkte erlaube ich mir zu berühren. Die Ortsnamen Gregors, die sich noch jetzt in moderner Umbildung erhalten haben, sind in dieser aufgenommen, und nur die alten Namen, zum Teil mit Abwerfung der lateinischen Endung, bewahrt worden, die durch S. LI andre Namen in neuerer Zeit völlig verdrängt sind; ein andres Verfahren schien mir dem Ausdrucke eine gekünstelte Steife zu geben, die dem Original fremd ist. Die Personennamen sind, soweit sie römischen Ursprungs sind, ganz unverändert gelassen, den deutschen und rein gallischen Namen ist die lateinische Endung genommen; die Verschiedenheit der Nationalitäten glaubte ich hierdurch klarer hervorzuheben. Übrigens erscheinen die Formen der Namen bei Gregor keineswegs fest ausgeprägt, sondern die Schreibung derselben ist bei ihm sehr schwankend. Der Übersetzer konnte ihm hierin nicht folgen, ohne die Leser unnütz zu verwirren. Da es aber von Interesse fein dürfte, die ursprünglichen Formen der Namen bei Gregor zu kennen, sind die wichtigsten in den Registern übersichtlich zusammengestellt. Die Aussprüche der heiligen Schrift, die Gregor in so reicher Anzahl nach der damals üblichen lateinischeu Übersetzung anführt, haben wir mit Luthers Worten wiedergegeben und sind davon nur abgewichen, wo es der Zusammenhang unbedingt erforderte. Die Verschiedenheit der lateinischeu und der lutherischen Übersetzung hier herauszustellen, war ohne alles Interesse, dagegen war zu erwägen, daß die Leser, auf deren Teilnahme unsre Arbeit besonders zu rechnen hat, sich in ähnlicher Weise an ihre deutsche Bibel anlehnen, wie Gregor an die lateinische. Auch dienten diese lutherischen Sprüche dem Übersetzer gleichsam als Merksteine, daß er sich von der geraden Straße des schlichten und einfachen Ausdrucks nicht entfernte.

Die beigefügten Anmerkungen dienen nur zum kleinen Teile dazu, die Übersetzung in Einzelheiten zu rechtfertigen; bei weitem der größere Teil soll die Mühe erleichtern, sich in der Geschichte jener Zeit und in dem umfangreichen Werke Gregors selbst zuWcht zU finden— Jch möchte eher den Vorwurf tragen, zuviel als zuwenig gegeben zu haben, und würde am ineistern bedauern, wenn das Buch häufig einen Leser ratlos ließe. Ohne viel- S. LII fache Fingerzeige werden die Werke des Mittelalters Lesern, die keine gelehrte Vorbildung mitbringen, immer dem mit sieben Siegeln verschlossenen Buche der Offenbarung gleichen.

Zur Erklärung Gregors ist viel geschrieben, sowohl in besonderen Schriften, wie noch bei weitem mehr in allgemeineren Werken. Aus dieses große Material einzugehen und kontroverse Punkte zu erörtern, verbot die Natur dieses Unternehmens, nur auf einzelne hervorragende Schriften durfte ich mich beziehen. Vorzugsweise habe ich auf die Deutsche Verfassungsgeschichte von G. Waitz, deren zweiter Teil die Merovingische Zeit behandelt, verwiesen, mehrfach mich auch auf die abweichenden Ansichten bezogen, welche P. Noth in seiner Geschichte des Benezifiali wesens (Erlangen 1850) und R. Sohm in seinem Werke: die sränkische Reichsund Gerichtsverfassung (Weimar 1871) geltend gemacht haben. Nächstdem habe ich oft der sehr verdienstlichen Arbeit Löbells: Gregor von Tours und seine Zeit (Leipzig 1839)5 Erwähnung getan, welche den gesamten historischen Gehalt der Schriften Gregors in wissenscbaftlicher Anordnung darlegt. Für die kritische Untersuchung über die Lebensumstände und die Schriften Gregors find besonders die tüchtige Abhandluug von C. G. Kries: De Gregorii Turonensis episcopi vita et scriptis (Breslau 1839) und die sorgfältigen Untersuchungen G. Monods in seinen Etudes eritiques sur les sources de Phistoire Memvingienne I. (Paris 1872) benutzt worden. Bei den geographischen Bestimmungen bin ich jetzt meist den Annahmen von A. Jacobst Geographie de Gsregoire de Tours (Paris 1858) gefolgt6.

S. LIII Jn manchen Kreisen, in welche diese Übersetzung Eingang zu finden hofft, sind die Erzählungen Gregors wohl am meisten dukch die 1840 zu Paris erschienenen Röcits des temps Mär-ovingiens von Augustin Thierry bekannt geworden. Es zeigt sich in diesem Werk das Talent des Verfassers für historische Darstellung in seinem vollen Glanze, und der Beifall, welcher innerhalb und außerhalb Frankreich dem Buche zu Teil geworden ist, ist ein reichlich verdienter. Thierry ist aber in einem ge« wissen Sinne doch nur ein geistreicher Verarbeiter des ihm in dem vorliegenden Werke gegebenen Stoffes, feine Erzählungen sind nicht Original, sondern freie Kompositionen nach Gregor. Ein so lebhastes Interesse sie daher auch erwecken mögen, das Urbild wird doch für den Geschichtsfreund mit der ursprünglichen Frische die größere Anziehungskraft behalten. Auch ich kann freilich dem Leser hier dieses Urbild nicht zeigen, aber doch eine, wie ich hoffe, treue und genaue Kopie, in der, wenn ich anders das Ziel, das mir vorschwebte, auch nur annähernd erreicht habe, der eigentümliche Reiz des Originals nicht ganz verloren gegangen sein wird.

München, den 24. Januar 1878.

W. v. Giesebrecht.


  1. Es gibt eine doppelte Ausgabe von ihnen« ETUE größere« V« Ein« fkanzöstsche Übersetzung beigegeben ist, und eine kleinere, bei der diese fehlt. ↩

  2. Weil die älteren Ausgaben durch jene der Monumente Germaniae inzwisclkeit völlig verdrängt worden find, ist die Bezeichnung der friiheren Einteilung in dieser Neubearbeitung unterblieben.] ↩

  3. Über die bekannten Handschrifteri sehe man [Arndt in der Llirsgabe der MG., S. 23 ff. und Bonnet a. a. O. 15 ff., dazu H. Oniont über Kopetihageiier Handschriften in den Notices et docurnents publiås par le« sooiöiå de Phistoire de Franc-e, 1884, 1 ff] ↩

  4. lRevidiert von A. Jacobs, 1861 und öster.] ↩

  5. Eine zweite ist nach dem Tode des Verfassers mit einer Vorrede von H. v. Sybel und Zusätzen von Th. Bernhardt 1869 erschienen. [Es wird regelmäßig diese zweite Ausgabe zittert] ↩

  6. So weit es möglich war, ist auch das Werk von Aug. Longnon: Geographisde la Gaule au Vle siecle (Paris 1878), welches mir erst während des Drucks zuging, benutzt worden; [bei der vorliegenden Ausgabe ist dieses Werk durchweg zu Rate gezogen worden]. ↩

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