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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Epistulae (Auswahl) Ausgewählte Briefe (Erster Teil) (BKV)
Erstes Buch. *Briefe von Augustins Bekeh­rung (386) bis zu seiner Erhebung zum Bischof von Hippo (395).*
I. (Nr. 3.) An Nebridius

1.

Magst du es mir nun sozusagen durch deine Schmeicheleien angetan haben oder mag sich die Sache in Wirklichkeit so verhalten, das weiß ich nicht genau. Denn es kam so plötzlich, und ich habe noch nicht hinreichend überlegt, wie weit ich trauen darf. Du bist gespannt, was ich damit sagen will. Was meinst du wohl? Beinahe hättest du mich überzeugt, nicht gerade, daß ich glückselig sei — denn das ist allein der Anteil des Weisen —, aber doch, daß ich gewissermaßen glückselig sei. So sagen wir auch vom Menschen, er sei gewissermaßen ein Mensch, im Hinblick auf den Menschen, wie Plato ihn gezeichnet hat; so nennen wir auch gewissermaßen rund oder viereckig, was sich unserem Blicke darbietet, obwohl es weit von dem nur wenigen bekannten mathematischen Begriffe des Runden oder Viereckigen entfernt ist. Ich habe nämlich deinen Brief bei Licht nach dem Abendessen gelesen. Die Zeit des Schlafengehens war da, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Im Bette liegend dachte ich lange darüber nach und hielt mit mir selbst, Augustin mit Augustin, folgendes Gespräch: Ist etwa des Nebridius Ansicht, wir seien glückselig, nicht wahr? In der Tat nicht; denn er selbst wagt nicht zu leugnen, daß wir noch töricht sind. Aber könnte nicht auch Toren ein glückseliges Leben zuteil werden? Diese Annahme ist hart; gibt es doch außer der Torheit kein anderes, wenn auch nur kleines Ungemach. Wie kommt er also zu dieser Ansicht? Hat er etwa jene Schriften gelesen und nun gemeint, mich auch für weise halten zu dürfen? Aber so leichtsinnig kann doch selbst ausgelassene Freude nicht sein, besonders bei einem Manne, dessen gewichtiges Urteil mir wohlbekannt ist. So wird es sich verhalten: Er hat mir einige Liebenswürdigkeiten geschrieben, weil auch er Freude empfand über die Ansichten, die ich in jenen Schriften niedergelegt hatte; so schrieb er voll Freude, ohne darauf zu achten, was er in seiner Freude in die Feder fließen lasse. Wenn er nur erst die S. 3„Alleingespräche“1 gelesen hätte? Dann würde er sich noch viel mehr freuen, aber er könnte doch keinen höheren Titel als den eines Glückseligen für mich finden. So hat er denn mir gleich den höchsten Titel zugeworfen, ohne sich etwas vorzubehalten, was er bei noch größerer Freude mir beilegen könnte. Sieh, wie es die Freude treibt!


  1. Zwei Bücher Soliloquia geschrieben in Cassiciacum 386. ↩

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