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Werke Possidius (370-437) Vita Einleitung in die Vita Augustini

§ 1. WEISKOTTEN's Monographie ,,Augustini Vita scripta a Possidio“.

WEISKOTTEN bietet zum erstenmal einen zuverlässig hergestellten Text. Die zahlreichen Ausgaben vor ihm — einschließlich der relativ besten, der Benediktiner-Ausgabe (Paris 1679- 1700) und der Ausgabe von SALINAS — sind berichtigte Abdrucke bzw. leichte Verbesserungen des Löwener Textes von 1564. Die Benediktiner haben fünf S. 6 Handschriften herbeigezogen, aber nur flüchtig und planlos benutzt. Dasselbe gilt von SALINAS, der ebenfalls etwa ein halbes Dutzend Handschriften (es. sind andere als die der Benediktiner) benutzt, aber den Text der Benediktiner nur wenig verändert hat. Daß die „Verbesserungen“ dort und hier auch Berichtigungen darstellen, die sich nicht sowohl auf die Manuskripte stützen, als vielmehr den Text glatter und verständlicher machen wollen, ist in jenem Zeitalter, das strenge Textkritik nur selten gekannt hat, nicht überraschend. Hier hat W EISKOTTEN's Arbeit eingesetzt. Von den vielleicht 200 oder mehr Handschriften der „ Vita“, die noch existieren, hat WEISKOTTEN 105 markiert und zeitlich bestimmt, nämlich 61 französische und belgische (unter ihnen 13 Brüsseler und 31 Pariser), 19 italienische (unter ihnen 12 römische und 5 Mailänder), 16 deutsche und österreichische (unter ihnen 4 Münchener, 2 Wiener und I Berliner), 5 englische (unter ihnen 3 Londoner) und 4 schweizerische (2 in St. Gallen)1 Genau untersucht hat er 10 der besten von ihnen (5 französische und 5 italienische), die 5 Handschriften der Benediktiner hinzugezogen und außerdem noch 17 französische Handschriften konsultiert. So hat er für seine Ausgabe eine tragbare Grundlage geschaffen, deren beste Quadern die Handschrift von Chartres 112 saec. IX/X (A) und der Vatikanische Codex Reginae Sueciae 1025 saec. XI (B) sind. lm Apparat erscheinen diese 32Handschriften mit ihren Sigeln, dazu noch eine Handschrift Q aus den Acta Sanctorum der Bollandisten (mit beachtenswerten Lesarten). Was die Art der Abwägung und Entscheidung in bezug auf die Varianten betrifft, so handelt es sich a priori um eine schwierige Aufgabe, denn die „Heiligenleben“ sind bekanntlich im Altertum, im Mittelalter und im Beginn der Neuzeit mit großer Willkür behandelt worden, und oft sind die Abschriften durch die Interessen der Verständlichkeit, Erbaulichkeit usw. bestimmte eigenmächtige Rezensionen. Hier jedoch sche1nt es anders zu stehen. Nach den bisher geprüften Handschriften ist der Text in sachlicher Hinsicht kaum geändert worden; die Varianten beziehen sich fast ausschließlich auf die Grammatik, den Stil und sonstige Kleinigkeiten. Hier freilich sind Probleme genug vorhanden. Die Unsicherheit, in der auch WE1SKOTTEN häufiger steckengeblieben ist, zeigt sich u. a. darin, daß er an einigen Stellen nicht nach dem von ihm festgestellten Text, sondern nach einer im Apparat verzeichneten Variante übersetzt hat.2 Ob die Wi·ener, die in ihrer Ausgabe der lateinischen Kirchenväter den Possidius bringen müssen, weiterkommen werden, ist abzuwarten (sachlichen Änderungen von Belang sehe ich nicht entgegen); sicher bezeichnet WEISKOTTEN's Ausgabe einen Fortschritt.3 Ich habe S. 7 mich, nicht imstande den Wienern vorzugreifen, an den hier gebotenen Text meiner Übersetzung gehalten, jedoch stillschweigend an einigen Stellen Varianten bevorzugt, die im Apparat stehen. Zu den mageren historischen Abschnitten der „Vita“ im engeren Sinn (Erzählungen von Personen, Aktionen, Synoden im Zusammenhang mit Augustin usw.) hat schon SALINAS die dazugehörigen Mitteilungen aus den Büchern, Briefen und Predigten Augustins und aus den Konzilsakten wesentlich vollständig vermerkt und WEISKOTTEN hat das zum Abschluß gebracht. Deshalb und da das Material bei Augustin ungleich umfassender ist und Possidius für diese Partien nur eine bescheidene Nebenquelle bildet, die zu Ergänzungen gar nicht auffordert, werde ich darauf verzichten, diese Nachweise zu wiederholen. Sie beziehen sich vor allem auf die Kapitel 1. 2. 6. 9. 10. 12. 14. 1 6. 17. 18. 20. 22—25. Außerdem hat WEISKOTTEN in seinem Kommentar (p. 147 168) eine Reihe guter sprachlicher und historischer Bemerkungen mitgeteilt und in der „Einleitung“ die einschlagenden literarischen Hauptfragen erörtert. Zu dem letzten und m. E. wichtigsten Problem ist er aber nicht vorgedrungen.


  1. 1 Zu vergleichen ist für die Vatikanischen und Pariser (Nationalbibliothek) Codd. Der „Catalogus Codd. Hagiographicorum Latinorum“ der Bollandisten. Bemerkt sei, daß die Mss. Die Kapiteleinteilung der Editionen nicht kennen. Die Zerlegung der Kapitel in Paragraphen stammt von mir. Die Überschriften der Kapitel stammen von SALLVAS: ich habe sie zu leichterer Orietierung beibehalten, obsschon sie z. T. unvollständig sind. Nur die Überschriften c. 27 u. 28 habe ich ergänzt. - Die Berlmer Handschrift (Staatsbibliothek, Lat. I 23, Meermann, beschrieben von ROSEN) habe ich eingesehen. Sie stammt aus St. Vincentius bei Metz (13. oder 14. Jahrhundert; Schreiber: Jacobus) und war dann im Besitz des Collegium Parisiense Soc. Jesu. Großfolio. Pergament, Sammlung der Vitae Sanctorum für liturgische Zwecke (Unsere Vita fol. 344-355). Textkritische Mitteilungen aus ihr, die nichts Besonderes bietet, zu machen, wäre bei der Fülle der Handschriften zwecklos. ↩

  2. Selbst der ursprüngliche Titel der Schrift läßt sich heute nicht mehr genau feststellen; auch ist das Urteil darüber an mehreren Stellen nicht leicht, ob der rohere oder der feinere Ausdruck der ursprünglichere ist. Ferner ist es öfter zweifelhaft, ob bei einer sprachlich oder syntaktisch korrekten Überlieferung neben in Bibelzitaten, wenn die Zeugen auseinandergehen, die Fassung des Autors nicht immer sicher. Hat er die Vulgata gekannt? Höchstwahrscheinlich. Ist er ihr stets gefolgt? ↩

  3. Sollte es glücken, die Mehrzahl der Mss. In Familien zusammenzufassen, so werden wahrscheinlich dadurch nur die jüngeren betroffen werden. Die 10 Mss., die WEISKOTTEN genau untersucht hat (A-K), sind voneinander direkt nicht abhängig ( G H J K sind übrigens nicht vollständig). Die auffallendsten Lesarten von C (Vatikan 541) sind als singulär verdächtig. WEISKOTTEN schließt (p. 36) seine Einleitung in bezug auf den von ihm gebotenen Tex mit den Worten: „The purpose of this edition is to present a revision of previous editions in the light of fuller evidence from a larger number of Mss . and to arrive at a text which reproduces as nearly as possible what Possidius wrote, rather than what he should have written. While the result is a text written in a manner somewhat more uncouth, abrupt and awkward than is found in the editions where the text abounds in smooth corrections of erlitors, it is nevertheless evidently the truer text.“ ↩

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