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Wenn nun einige meinen, daß, was unter den Geschöpfen schön ist, vom guten Schöpfer sei, wie es die heidnischen Griechen, die Anhänger der Magier 1 und Häretiker annehmen, welche an eine wesenhaft böse Substanz im Gegensatz zu einer guten glauben, welche sie ὑλη [hylē] 2, übersetzt Stoff, nennen, so ist unsere erste, zum voraus bemerkte Entgegnung diese: Vom wohltätigen Schöpfer kann nichts Böses herstammen, und: Es gibt nichts Böses, was seiner Natur nach böse wäre, und: Es gibt keinen Schöpfer der bösen Dinge, sondern der guten.
S. 28 Und nun, welche Geschöpfe sollen für gut, welche für böse gelten? Vielmals erweisen sich Dinge, die als gut erscheinen, alleinstehend und ohne Verbindung mit andern nach allgemeinem Zeugnis für schädlich. Obwohl 3 die Sonne gut ist, so wirkt sie doch ohne die Mitwirkung der Luft versengend und vertrocknend. In ähnlicher Weise ist der Mond mit feuchter Natur 4 ohne Teilnahme an der Wärme der Sonne schädlich und verderblich. Auch die Luft ist ohne die Feuchtigkeit des Taues und der Wärme schädlich und verderblich. Das Wasser schwemmt den Boden der Erde hinweg und verdirbt ihn, der Erdboden ohne Wasser hinwieder wird rissig und sandig[?] 5. Auf diese Weise sind die vier Naturstoffe, aus denen die Welt zusammengesetzt ist, für sich allein genommen gegenseitig schädlich, mit und durcheinander gemischt aber sind sie nützlich und segenbringend 6. Das sind für alle, welche sich belehren lassen wollen, bekannte Verhältnisse.
Folglich besteht also eine verborgene Macht, welche das, was einander verderblich wäre, durch Untereinandermischung gegenseitig nützlich macht. Und wer bei gesundem Sinne ist, der kann nicht das, was bewegt wird, sondern muß den Beweger preisen; nicht über die Diener, sondern über den Leiter müssen sie staunen, nicht über das, was wandelt, sondern über den, der wandeln macht. Denn jene tuen durch ihre Veränderungen kund, daß irgendeiner ist, der sie verändert, die Sonne, indem sie leuchtet, sich erhebt und zum Untergang sich wendet, der Mond, indem er wächst, voll wird und abnimmt, und ebenso die andern Wesen unter den Geschöpfen, indem sie nach ihrer natürlichen Beschaffenheit bewegt werden und ruhen. Und nun ist es nicht Sache des gesunden Denkens, den Beweger und Veränderer zu verlassen, und dem, was bewegt und verändert wird, zu dienen und Anbetung zu leisten. Denn was bewegt wird und sich ändert, ist nicht das Ursein, sondern ein Sein, das durch jemand S. 29 oder von etwas geworden ist oder das gewirkt worden ist aus dem Nichts. Der aber, welcher von sich ist und alles bewegt, wird nicht selbst bewegt oder verändert, da er das Ursein ist und unbeweglich.
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Wörtlich: den magischen Männern. K. Areazmoguz: den arischen Magiern. Norayr Buzandathzi: Aranz moguz (mit gleichem Sinne?) (Vd). ↩
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Eznik gebraucht für Stoff immer das griechische Lehrwort ὑλη [hylē], nicht das arm. niuth, wohl als philosophischen festen Ausdruck. ↩
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V. hat the: wenn K. thepet: obgleich. ↩
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S. fügt unelow habend bei. ↩
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V.: chorcholi. S. charchali. ↩
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Vgl. Hatschachapatum S. 26 ff. s. Schmid S. 44. ↩
