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Albinus hatte sich während dieser Feldzüge völlig untätig verhalten, und hinsichtlich seiner Stellung zu Severus widersprechen sich die Quellen1. Die einen lassen ihn gleich nach dem Tode des Pertinax zum Imperator ausgerufen werden und ihn als Kaiser Gallien regieren. Ein anderer Bericht sagt, Severus habe ihn, als Niger in Syrien als Kaiser aufgetreten sei, zu seinem Substituten machen wollen2. Das Richtige wird sein, daß Albinus, der wie die anderen beiden Feldherrn die Regierung Julians nicht anerkannte, anfangs mit Severus gemeinschaftliche Sache machte. Der sonst ungenaue und romanhaft berichtende Herodian dürfte diesmal ausnahmsweise das Richtige treffen, wenn er ihn als den Cäsar des Severus bezeichnet3. Daß Severus ihn zu seinem Cäsar für den Westen ernannte, war den Umständen angemessen und ist positiv durch Münzen bezeugt. Er erkannte Albinus nicht bloß als Cäsar an, sondern nahm ihn sogar auch durch Adoption in seine Familie auf, um ihn an seine Interessen zu fesseln. Daher nennt und tituliert sich Albinus auf seinen Münzen: Dec. Clodius Septimius Albinus Caesar.
S. 16 Zu welcher Zeit und aus welchen Gründen das anfangs freundliche Verhältnis zwischen ihm und Severus ein feindliches wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Gegenseitige Eifersucht und der mit den Erfolgen wachsende Stolz des Severus erklären es zur Genüge. Schon 195 scheint das Verhältnis ein gespanntes geworden zu sein. Severus soll sich beklagt haben, daß Albinus in Rom mit dem Senate Verbindungen gegen ihn unterhalte. Vermutlich glaubte Severus nach dem Tode des Pescennius und der Besiegung der Parther, er könne nun fremder Stützen entbehren und es wagen, die Herrschaft auf seine Kinder zu vererben. Denn er ernannte im Juni 196 noch vor dem Fall von Byzanz seinen ältesten Sohn zum Caesar und princeps juventutis, also zum Mit- und Nebenregenten4 und adoptierte ihn unter Mißbrauchung dieser Form in die Familie der Antoninen, so daß der frühere Bassianus Caracalla nun offiziell Marcus Aurelius Antoninus hieß. Damit war das Bestreben, die Kaiserwürde in der Familie erblich zu machen, deutlich ausgesprochen und dies wird auch die Ursache des offenen Bruches gewesen sein. Denn Albinus wurde damit für überflüssig erklärt und so mußte es zum Kriege zwischen beiden Nebenbuhlern kommen.
Albinus setzte mit seinen Legionen nach Gallien hinüber, wahrscheinlich in der Absicht, sich Roms zu bemächtigen. Severus aber kam ihm zuvor und traf Mitte 196 in Rom ein. Sein Heer marschierte unterdes, dem Zuge der römischen Heerstraßen folgend, durch Thrazien, Pannonien und Norikum nach Gallien. So kam es, daß die beiden gewaltigen Heere nördlich von Lyon aufeinander stießen, und zwar so, daß die Front des Severianischen Heeres nach Süden, die des Albinischen nach Norden gerichtet war. Am 18. Februar 197 fand bei Trivurtium, jetzt Trevoux, nicht weit von Lyon, die mörderische Entscheidungsschlacht statt. Sie stand anfangs für Severus ungünstig, doch neigte sich schließlich der Sieg auf seine Seite. Albinus stürzte sich, am Leben verzweifelnd, in sein eigenes Schwert und wurde noch S. 17 lebend vor Severus gebracht, der ihn unter den Hufen seines Rosses zerstampft haben soll.
