5.
S. 246 Da sprach sie zu mir: „Laß die heidnischen Fabeleien, in denen der Erfinder der Lüge mit verführerischem Reize falsche Ansichten zum Nachteil der Wahrheit zusammenstellt! Dir kommt es vielmehr zu, darauf zu achten, daß eine solche Anschauung über die Seele nichts anderes wäre als die Abwendung von der Tugend und die Hinwendung einzig auf den Genuß und damit die Lossagung von der Hoffnung auf ein Leben, das erst in der Ewigkeit sich uns auftut, wodurch allein der Tugend zum Siege verholfen wird.“ ― Darauf erwiderte ich: „Wie können wir wohl zu einer festen und unerschütterlichen Überzeugung über die Unsterblichkeit der Seele gelangen? Denn das fühle ich selbst, daß das Menschenleben seines herrlichsten Gutes, der Tugend meine ich, verlustig geht, wenn nicht der Glaube an die genannte Unsterblichkeit in uns feste Wurzel gefaßt hat. Denn wie könnte die Tugend bei denen Eingang finden, die da als Grenze des Seins das gegenwärtige Leben betrachten und nach demselben auf nichts mehr hoffen?“§ 2. Die Seele in ihrem Verhältnis zu den Elementen.
