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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ZWEITE HOMILIE: Kap. I, V. 1—7.

4.

Woher also kommt die Heiligung? Von der Liebe. Nachdem er gesagt hat: „an die Geliebten“, setzt er hinzu: „die berufenen Heiligen“, und deckt so auf, wo die Quelle alles Guten für uns liegt. „Heilige“ nennt er alle Gläubigen, — „Gnade euch und Frieden“. O tausendfach segensvoller Gruß! Dieses Wort hatte auch Christus die Apostel beim Betreten der Häuser als erstes sprechen geheißen. Darum hebt auch Paulus überall damit an: „Gnade und Friede.“ Der Krieg, den Christus bis ans Ende geführt hat, war kein kleiner, sondern er war vielgestaltig, allseitig und langwierig; er wurde geführt nicht durch unsere Anstrengungen, sondern durch seine Gnade. Da nun die Gnade ein Geschenk der Liebe, der Friede aber ein Geschenk der Gnade ist, will der Apostel, indem er in seiner Begrüßung Gnade und Friede nebeneinander stellt, beide fest aneinander gekettet wissen, so daß niemals wieder ein neuer Krieg ausbreche, und er bittet den Geber von S. b18 beiden, daß er sie fest verbunden fortdauern lasse, indem er spricht: „Gnade euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus.“ — Beachte, wie hier das „von“ dem Vater und Sohne gemeinschaftlich ist, was das gleiche bedeutet wie „aus ihm“. Er sagt nicht: Gnade und Friede von Gott dem Vater durch unsern Herrn Jesus Christus, sondern: von Gott dem Vater und unserm Herrn Jesus Christus. O, was doch die Liebe Gottes vermag! Aus Feinden und Verworfenen werden wir auf einmal Heilige und Kinder. Wenn er das Wort „Vater“ ausspricht, deutet er damit das Beziehungswort „Kinder“ an. Wenn er aber von Kindern spricht, deckt er einen Schatz von Gütern auf.

Laßt uns immerdar einen Wandel führen, würdig solchen Geschenkes, indem wir den Frieden und die Heiligung bewahren! Die andern Würden sind ja vergänglich und entschwinden mit dem gegenwärtigen Leben; auch sind sie käuflich um Geld. Der Sache nach sollte man sie gar nicht Würden nennen, sondern sie sind es nur dem Namen nach. Ihr Wesen besteht ja nur darin, daß man aufgebauschte Gewänder trägt und von einem Troß von Dienern umschmeichelt wird. Dagegen wird uns dieses von Gott verliehene Geschenk der Heiligung und Kindschaft nicht einmal durch den Tod entrissen, sondern es verklärt (unser Leben) hienieden und geht mit uns hinüber ins künftige Leben. Wer nämlich die (Gottes-) Kindschaft bewahrt und über seine Heiligung sorgfältig wacht, der lebt um vieles verklärter und seliger als der, welcher eine Herrscherkrone trägt und in Purpur gekleidet ist. Er genießt in diesem gegenwärtigen Leben viel inneren Frieden und wird aufrecht gehalten durch frohe Hoffnung, er ist nicht (inneren) Stürmen und Aufregungen ausgesetzt, sondern ist allzeit in seinem Innern vergnügt. Denn Seelenfrieden und Seelenfreude schafft weder ein großes Reich noch viel Geld noch Machtdünkel noch Körperkraft noch Tafelfreuden noch Kleiderpracht noch irgend etwas Irdisches, sondern einzig und allein innere Rechtschaffenheit und ein gutes Gewissen. Wer sich das rein erhält, der mag in Lumpen gekleidet sein und mit dem S. b19 Hunger kämpfen, er ist doch wohlgemuter als die, welche im Lebensgenüsse schwelgen, wie andererseits jemand mit einem bösen Gewissen, mag er umgeben sein mit allem möglichen Reichtum, doch der unglücklichste von allen ist. So war auch Paulus, obzwar er Hunger und Blöße litt und täglich Geißelstreichen ausgesetzt war, doch fröhlichen Sinnes und genoß mehr Lebensfreude als die Könige seiner Zeit. Achab dagegen, obzwar er König war und in allerlei Genüssen schwelgte, stöhnte voll Angst, nachdem er jene Sünde begangen hatte, und sein Gesicht war eingefallen vor der Sünde wie nach derselben. — Wollen wir also Freude genießen, so laßt uns vor allem die Schlechtigkeit fliehen und der Tugend nachstreben! Anders läßt sich dies nicht erreichen, auch wenn wir den Königsthron bestiegen. Darum spricht Paulus: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden“ 1. Diese Frucht also laßt uns pflegen, damit wir hier wahre Lebensfreude genießen und das zukünftige Reich erwerben durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem Ehre sei dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste nun und allezeit bis in alle Ewigkeit. Amen.


  1. Gal. 5, 22. ↩

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Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
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