• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Philemonem argumentum et homiliae 1-3 Homilien über den Brief an Philemon (BKV)
Zweite Homilie.

I.

4. Ich danke meinem Gott immerdar, deiner gedenkend in meinen Gebeten. 5. Weil ich höre von deiner Liebe und deinem Glauben, den du hast an den Herrn Jesum und gegen alle Heiligen, 6. damit die Gemeinschaft deines Glaubens sich wirksam erweise in Erkenntniß alles Guten, das in uns ist, in Bezug auf Christus Jesus.

I. Nicht gleich am Anfang verlangt der Apostel die Gefälligkeit, sondern vorerst spricht er dem Manne Bewunderung und Lob aus für sein vortreffliches Verhalten und gibt ihm keinen geringen Beweis seiner Zuneigung, indem er sagt, daß er fortwährend im Gebete seiner eingedenk sei; auch erwähnt er, wie bei Philemon gar Viele Verpflegung finden, und wie er gegen Alle dienstbereit und nachgiebig sei. Und dann zuletzt kommt er mit seiner Bitte, indem er ihn vorher schon mürbe macht. Wenn Andere mit Bitten S. 515 ihr Ziel erreichen, dann um so mehr Paulus. Wenn er der Mann dazu war, vor den Andern zum Ziele zu kommen, dann ist er es noch weit mehr, wenn er nach den Andern mit einer Bitte sich naht, zumal wenn es sich um eine Sache handelt, die nicht ihn, sondern einen Anderen angeht.

Damit es ferner nicht den Anschein habe, als ob er bloß des Onesimus halber einen Brief schreibe, und auf daß Niemand sage: „Wenn es keinen Onesimus gäbe, so hättest du nicht geschrieben,“ so betrachte, wie der Apostel seinem Schreiben auch andere Motive unterlegt! Vorerst Dieß, daß er ihn seiner Liebe versichert, dann, daß er den Auftrag gibt, ihm eine gastliche Stätte zu bereiten.

„Weil ich höre von deiner Liebe.“ Das ist etwas Großes, weit mehr, als wenn der Apostel mit eigenen Augen sich davon überzeugt hätte. Denn offenbar war es nur die Überschwenglichkeit derselben, welche sie offenkundig machte und ihren Ruf bis zum Apostel dringen ließ. Und es ist gewiß kein kleiner Weg von Phrygien bis nach Rom. Daß nämlich Philemon in Phrygien wohnte, schließe ich aus der Erwähnung des Archippus. Die Kolosser wohnen ja in Phrygien, und in dem Briefe an diese heißt es: „Wenn das Schreiben bei euch verlesen ist, dann sorget, daß es auch in der Kirche der Laodiceer verlesen wird, und das Schreiben, welches aus Laodicea kommt, sollt auch ihr lesen!“1 Laodicea ist aber eine Stadt in Phrygien.

Ich bete, daß die Gemeinschaft deines Glaubens sich wirksam erweise.

Siehe, wie der Apostel, bevor er eine Gefälligkeit erhält, und bevor er eine solche verlangt, erst von seiner Seite eine weit größere erweist!

S. 516 „Damit die Gemeinschaft deines Glaubens sich wirksam erweise in Erkenntniß alles Guten, das in uns ist in Bezug auf Christus Jesus,“ d. h. damit du jegliche Tugend übest, auf daß Nichts zu wünschen übrig bleibt. Denn auf diese Weise wird der Glaube „wirksam“, daß er gute Werke aufweist; denn ohne die Werke ist der Glaube todt. Und es heißt nicht: „der Glaube“, sondern: „die Gemeinschaft deines Glaubens.“ Damit spricht der Apostel seine enge Verbindung mit ihm aus und verweist auf den „einzigen Körper“ (der Kirche). Zugleich enthält Das ein sehr wirksames Motiv für den Philemon. „Wenn du im Glauben die Gemeinsamkeit pflegst,“ will Paulus sagen, „dann mußt du es auch in den übrigen Dingen.“

7. Denn große Freude habe ich und Trost ob deiner Liebe, daß nämlich die Herzen der Heiligen erquickt worden sind durch dich, o Bruder!

Nichts wirkt so kräftig als die Erwähnung von Wohlthaten, welche Andern erwiesen wurden, und besonders, wenn der Erwähnende höher steht als diese Andern. Und Paulus sagt nicht: Wenn du sie Andern erweisest, wirst du sie noch eher mir erweisen. Das steht freilich zwischen den Zeilen, aber es ist auf eine andere, zartere Weise ausgedrückt.

„Große Freude habe ich,“ d. h. du hast mir Muth gegeben, Etwas zu verlangen, durch Das, was du an Anderen gethan.

„Und Trost,“ d. h. ich freue mich nicht bloß, sondern habe auch ein tröstliches Gefühl. Jene Andern sind ja Glieder von uns. Wenn also das Gefühl der Zusammengehörigkeit so groß sein muß, daß über die Erquickung, welche Andern zu Theil wird, auch Diejenigen, welche in Be- S. 517 drängniß sind und keine Erquickung genießen, sich freuen als über Wohlthaten, die dem ganzen Körper zugute kommen: dann wird die Freude noch viel größer sein, wenn du auch uns erquickst.

Ferner heißt es nicht: „Du bist willfährig und dienstfertig,“ sondern weit kräftiger und stärker: „Daß die Herzen der Heiligen erquickt worden sind,“ gleich als ob ein Vater von einem zärtlich geliebten Kindlein spräche. So zeigt diese Liebe und Zärtlichkeit, daß der Apostel in gar hohem Maße von den Heiligen geliebt wurde.

8. Darum obschon ich in Christus große Zuversicht habe, dir das Gehörige zu befehlen…

Siehe, wie vorsichtig der Apostel ist, auch bei dem Ausdrucke großer Zuneigung dem Zuhörer nicht zu nahe zu treten und ihn nicht zu betrüben. Bevor er deßhalb von einem „Befehle“ spricht, was ein lästiges Wort ist, so umgibt er, obschon es aus liebendem Herzen kommend an und für sich nichts Kränkendes hat, doch dasselbe mit mancherlei Klauseln, indem er sagt: „Obschon ich die Zuversicht habe…,“ ein Kompliment für Philemon, nämlich: „Diese Zuversicht,“ meint der Apostel, „hast du mir gegeben.“ Und nicht bloß Das, sondern er fügt auch bei: „in Christo“ und will damit darthun, daß es sich nicht um weltlichen Ruhm und Einfluß handelt, sondern um den, welchen der Glaube an Christus erzeugt. Und jetzt erst kommt: „dir zu befehlen“; und nicht Das allein, sondern auch: „das Gehörige,“ d. h. etwas Vernünftiges. Man beachte, wie vorsichtig der Apostel Das einleitet. „Den Andern,“ sagt er, „erweisest du Wohlthaten und mir, und du thust es um Christi willen und weil es vernünftig ist, und weil die Liebe es dir eingibt. Deßhalb fährt er fort: „Deßhalb…

S. 518 9. bitte ich dich um der Liebe willen,

als hätte er sagen wollen: „Ich weiß zwar aus Dem, was vorausgegangen ist, daß ich mit meinem Befehl vermöge meines großen Einflusses auf dich zum Ziele komme; aber dennoch, weil mir die Sache so sehr am Herzen liegt, stelle ich auch noch die Bitte.“ Zweierlei wird dadurch bewiesen: erstens, daß der Apostel sich dem Philemon gegenüber Etwas herausnehmen darf, daher der „Befehl“; zweitens, daß er die Angelegenheit mit großem Eifer betreibt, daher die „Bitte“.

Da ich ein Solcher bin, nämlich als bejahrter Paulus.

Ach, welche Motive führt Paulus da in’s Feld: seine Person, sein hohes Alter, seine unübertroffene Gerechtigkeit!

Und als Gefangener Christi.


  1. Kol. 4, 16. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (44.27 kB)
  • epubEPUB (29.05 kB)
  • pdfPDF (118.52 kB)
  • rtfRTF (77.68 kB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'épitre de Saint Paul à Philémon Compare
Homilien über den Brief an Philemon (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2023 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy