2.
Der rechte und unanfechtbare Glaube, der begleitet ist von dem Glanze guter Werke, bereichert uns ja mit allem Guten und beweist, daß wir ausgezeichnete Herrlichkeit erlangt haben. Entbehrt jedoch die Vortrefflichkeit des Tuns der rechten Lehranschauungen und des S. 240 untadeligen Glaubens, so kann sie der Seele des Menschen, wie ich glaube, keinerlei Nutzen bringen. Denn wie „der Glaube ohne die Werke tot ist",1so ist, behaupten wir, auch das Umgekehrte wahr. In Verbindung mit dem Ruhme eines guten Lebens soll also auch die Makellosigkeit im Glauben ihre Strahlen aussenden. So erst werden wir allen Anforderungen entsprechen gemäß dem Gesetze des allweisen Moses; „Denn du sollst vollkommen sein", sagt er, „vor dem Herrn deinem Gott.“2Diejenigen aber, welche die Regeln eines lobenswerten Wandels innehalten, aus Unwissenheit jedoch auf den Besitz des rechten Glaubens wenig Gewicht legen, gleichen gewissermaßen den Leuten, die ein ansprechendes Äußere haben, jedoch einen irren und wirren Blick der Augen, so daß auf sie das Wort Anwendung findet, welches Gott durch den Mund des Jeremias an die Mutter der Juden, ich meine an Jerusalem, richtete: „Siehe, deine Augen und dein Herz sind nicht schön."3
