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Works Dionysius the Areopagite, ps. (520) Himmlische Hierarchie (BKV)
2. Kapitel: Das Göttliche und Himmlische wird geziemend auch durch die nicht ähnelnden Sinnbilder veranschaulicht.

§ 3.

1) Die eine Art der Offenbarung bedient sich der homogenen Bilder, wie „Logos“, „Verstand“ u. s. w., die andere aber der ganz unähnlichen und unpassenden Typen. 2) Wieder andere Bezeichnungen sind „Licht“ und „Leben“, welche allerdings mehr immaterielle Dinge besagen, aber gleichwohl nicht eine genügende Vorstellung von der über alles erhabenen Gottheit vermitteln. 3) An andern Stellen wird die Gottheit vermittels Negationen der betreffenden Ähnlichkeiten geschildert, z. B. „unsichtbar“, „unendlich“ u. s. w. Und diese Form der Prädizierung ist bei Gott passender, weil wir wahrheitsgemäß sagen, daß Gott nicht etwas nach Art der Dinge sei. 4) Sind demnach die verneinenden Aussagen (ἀποφάσεις) über Gott den bejahenden (καταφάσεις) vorzuziehen, so ist auch die Offenbarung durch die unähnlichen Darstellungsformen die angemessenere. Gerade die krasseren Einkleidungen erinnern an die Erhabenheit der himmlischen Geister und fügen ihnen keine Unehre zu. Desgleichen wohnt den stofflicheren Bildern eine stärkere Kraft inne, uns zum Geistigen zu erheben, denn an S. 10 den edleren Gestalten würde man leichter hängen bleiben und für buchstäblich nehmen, was nur metaphorisch gemeint ist. 4) Um solchen Irrtum zu verhüten, läßt sich die Schrift zu den niedrigeren Vergleichungen herab und scheucht uns von einem Verbleiben bei denselben hinweg. 5) Übrigens ist kein Ding gänzlich von der Anteilnahme am Schönen ausgeschlossen.

Die eine Art (der Offenbarung) nun nimmt, wie es sich geziemt, ihren Weg durch die ähnlichen, heilig geformten Bilder, die andere durch die unähnlichen Gestaltungen und formt diese in einer Weise, daß sie ganz ungeziemend und unpassend erscheinen. Bekanntlich bezeichnen die mystischen Überlieferungen der Offenbarungsschriften die verehrungswürdige Seligkeit der überwesentlichen Urgottheit an den einen Stellen als Logos und Nus und Usie (Wort, Geist und Wesen), um die göttliche Vernunft und Weisheit, sowie die wahrhaft seiende Existenz Gottes und die wahre Ursache der Existenz von allem, was ist, zu offenbaren. Und auch als Licht stellen sie die Urgottheit dar und benennen sie als Leben, figürliche, heilige Bezeichnungen, welche zwar ehrwürdiger sind und über die stofflichen Gestaltungen in gewisser Weise erhaben zu sein scheinen, aber auch so hinter einer wirklichen Ähnlichkeit mit der Urgottheit zurückbleiben. Denn sie ist über jegliche Wesenheit und jegliches Leben entrückt, kein Licht gibt es, das sie kennzeichnen mag, gar kein Gedanke (λόγος) und gar kein Verstand (νοῦς) ist mit ihr zu vergleichen und reicht an eine Ähnlichkeit mit ihr heran.

Andern Orts wird sie aber auch von ebendenselben Schriften mit Prädikaten negativer Art überweltlich gefeiert, wenn sie dieselbe nämlich als Unsichtbares, Unermeßliches, Unbegrenztes bezeichnen und das hervorheben, woraus nicht abzunehmen ist, was sie ist, sondern, was sie nicht ist. Denn das ist meines Erachtens ihr gegenüber auch mehr berechtigt, weil wir, wie die geheime und priesterliche Überlieferung nahe legte, in Wahrheit sagen, daß die Gottheit nicht nach Art eines der bestehenden Dinge existiere, daß wir aber ihre überwesentliche, unerkennbare und unaussprechliche Unbe- S. 11 grenztheit nicht kennen. Wenn also die verneinenden Aussagen in Bezug auf das Göttliche wahr, die bejahenden dagegen unzutreffend sind, so ist dem Dunkel der unaussprechlichen Dinge die Offenbarung vermittels der unähnlichen Gebilde in dem Gebiet des Unsichtbaren mehr angemessen 1. Mithin erweisen auch die heiligen bildlichen Züge der Schriften den himmlischen Ordnungen nur Ehre und fügen ihnen keine Schmach zu, wenn sie dieselben vermittels unähnlicher Gestaltungen offenbaren und eben dadurch sie über alles Stoffliche überweltlich erhaben darstellen.

Daß aber auch die unpassenden Vergleichungen unsern Geist besser emporheben, das, denke ich, wird kein Verständiger in Abrede stellen. Denn es ist natürlich, daß man bei den ehrenvolleren heiligen Bildern auch abirre und auf die Meinung kommt, es seien die himmlischen Wesen sozusagen goldartige Männer, lichtgestaltet, funkelnd, von herrlicher Schönheit, in schimmerndes Gewand gekleidet und ohne zu schaden feurig blitzend, oder irgendwelche ähnlich gebildete Figuren, in welchen sonst noch die Offenbarung die himmlischen Geister äußerlich dargestellt hat. Um nun diejenigen, welche keine höhere Schönheit kennen als die äußerlich erscheinende, vor diesem Fehler zu bewahren, läßt sich die anagogische Weisheit der heiligen Verfasser der Offenbarungsschriften auch zu den unpassenden Unähnlichkeiten heilig herab und duldet nicht, daß der sinnliche Teil in uns an den unedlen Bildern haften bleibe und in ihnen ruhe. Sie regt vielmehr das Höhere der Seele an und stachelt sie durch die Mißgestalt der entworfenen Bilder auf, da es ja selbst den ganz fleischlichen Menschen nicht zulässig und wahr zu sein scheint, daß diesen so häßlichen Dingen die überhimmlischen und göttlichen Erkenntnisobjekte in Wirklichkeit ähnlich sind. Übrigens muß man auch den Umstand in Betracht ziehen, daß nicht einmal ein einziges der beste- S. 12 henden Dinge der Teilnahme am Guten ganz und gar beraubt ist; da ja, wie die Wahrheit der Schrift sagt, „alles überaus gut ist“ 2.


  1. Schon Clemens v. Alex. empfiehlt die Verwendung der negativen Begriffe über Gott strom. 5, 11. 12 (M. s. gr. 9, 109 A, 116 B) und ihm folgen Basilius, Gregor v. Nyssa Theodoret u. s. w. Die Termini ἀποφάσεις und καταφάσεις hat D. von Proklus übernommen. ↩

  2. Gen. I, 31. ↩

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