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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Tertullian (160-220) Adversus Marcionem Die fünf Bücher gegen Marcion. (BKV)
Erstes Buch

6. Cap. Zwei von einander verschiedene höchste Wesen aber können nicht nebeneinander bestehen.

Unsere Disputation war bisher, wie es scheint, so angelegt, als wenn Marcion zwei gleiche Götter statuierte. Indem wir behaupteten, Gott, das höchste Gut, müsse als einziger gedacht und die Gleichheit mit etwas anderem von ihm ausgeschlossen werden, so haben wir diese beiden Götter behandelt, als wären sie zwei gleiche. Indem wir nichtsdestoweniger lehrten, dass es keine zwei gleiche geben könne, gemäss dem Begriffe der höchsten Grösse, haben wir damit auch genügend festgestellt, dass es überhaupt keine zwei geben könne. Im übrigen aber wissen wir recht gut, dass Marcion zwei verschiedene Götter statuiert, einen, der Richter, Tyrann und Kriegsherr, und einen, der milde, sanft, bloss gut, ja ganz gut ist.

Untersuchen wir ebenso nun auch diesen Punkt, ob eine Zweiheit von höchsten Wesen wenigstens bei angenommener Ungleichheit derselben bestehen könne, wenn es bei Gleichheit derselben nicht geht. Auch hierbei wird uns die über das höchste Gut aufgestellte Regel zu statten kommen, weil sie für den Gesamtbegriff der Gottheit einsteht. Indem ich nämlich den Sinn des Gegners, der nicht leugnet, dass der Demiurg Gott sei, aufgreife und gleichsam dingfest mache, erhebe ich mit vollstem Recht die Einrede, die behauptete Verschiedenheit zwischen ihnen könne nicht statthaben.1 Nachdem er sie eingestandenermassen als Götter auf gleiche Linie gestellt hat, kann er sie nicht mehr verschieden sein lassen; nicht deshalb, als ginge es nicht, dass Menschen bei gleicher Benennung doch sehr verschiedenen Wesens seien, sondern deshalb, weil man nichts für Gott halten und im Glauben als solchen ansehen kann, als nur ein höchstes Gut. Da also, wer2 kein Gottesleugner ist, ein höchstes Gut anerkennen muss, so ist es unzulässig, am höchsten Gute irgend eine Verkleinerung vorzunehmen, wodurch es einem andern höchsten Gute S. 137 untergeordnet würde; denn sobald es eine Unterordnung erleidet, ist es damit vorbei. Von seinem Wesen abzulassen, ist aber nicht Sache Gottes, d. h. des höchsten Gutes. Denn wenn beim Demiurgen seine Eigenschaft als höchstes Gut eine Verkümmerung erleiden kann, dann kommt sie auch bei dem andern in Gefahr.

Wenn also zwei Götter und zwei höchste Güter proklamiert werden, so darf notwendigerweise keins grösser und keins geringer, keins höher und keins niedriger sein als das andere. Behaupte dreist, der sei kein Gott, den Du für geringer ausgibst; leugne, dass das ein höchstes Gut sei, welches Du für kleiner hältst. Nennst Du aber beide Gott, dann machst Du sie damit auch beide zum höchsten Gut. Du kannst nicht dem einen etwas nehmen oder dem andern etwas zulegen. Wenn Du ihre Gottheit anerkennst, so liegt darin eine Leugnung jeder Verschiedenheit derselben.


  1. Es ist mir nicht zweifelhaft, dass hier inter eos; quia statt inter eos, qui zu lesen sei. ↩

  2. Ich glaube, dass qui statt quem zu lesen ist, weil Tertullian summum magnum in Kap. 5 als Neutrum gebraucht hat, wenn das Relativ also darauf gehen sollte, quod statt quem stehen müsste. ↩

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Die fünf Bücher gegen Marcion. (BKV)
Commentaries for this Work
Appendix to the Five Books Against Marcion

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