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Works Tertullian (160-220) De pallio Über das Pallium oder den Philosophenmantel (BKV)

6. Das Pallium ist die bevorzugte Tracht derer, welche eine geistige Tätigkeit ausüben. Darum hat es auch Tertullian als Christ zu seiner Tracht gewählt.

Mit Worten, als dem vernünftigsten Mittel, heißt es, hast du mich überzeugt. -- Aber auch wenn die Stimme ruht, sei es durch Mangel an Reife versagend, sei es durch Befangenheit zurückgehalten, - denn es gibt auch eine Philosophie ohne Worte, die sich mit dem Lebenswandel begnügt - dann spricht der Anzug selbst. Dann findet der Philosoph überhaupt Gehör, wenn er gesehen wird. Durch eine bloße Begegnung beschäme ich die Laster. Wer wird nicht, wenn er seinen Gegner sieht, unangenehm berührt? Wer kann den Anblick dessen ertragen, an den zu denken er nicht ertragen kann? Das ist gerade die große Wohltat des Palliums, dass schon beim Gedanken daran die Immoralität errötet. Die Philosophie mag nun sehen, was sie uns hilft! Sie ist es nämlich nicht allein, die es mit mir hält. Ich habe auch noch andere Fertigkeiten in meinem Besitz, die im Leben Nutzen gewähren1. In mich kleidet sich der erste Elementarlehrer, der erste Sprachlehrer, der erste Rechenlehrer, der Grammatiker, der Rhetor und S. 33der Sophist2, aber auch der Arzt, der Dichter, der Chordirigent3, der Sterndeuter, der den Vogelflug beobachtet; alles was wissenschaftlichen Bestrebungen obliegt, kleidet sich in meine vier Zipfel. „Also doch geringer als die römischen Ritter.“ -- Freilich, aber auch der Fechtmeister und das ganze Gladiatorenpack stolziert ja in der Toga umher. Das hat es in Wirklichkeit mit deinem unwilligen Ausruf: „Von der Toga zum Pallium“ auf sich.

Ich dagegen halte es nun auch mit jener bekannten Philosophenschule Gottes und ihrer Sittenlehre. Freue dich Pallium und frohlocke! Eine bessere Philosophie hat dich nunmehr ihrer gewürdigt, seitdem du einen Christen zu bekleiden angefangen hast4.


  1. Tertullian läßt hier das Pallium sich rühmen, daß es die gewöhnliche Tracht derer sei, die geistigen Bestrebungen obliegen. ↩

  2. Diese Stelle ist für die Entwicklung des Unterrichtswesens bei den Römern von einiger Bedeutung. Der niedere Unterricht wurde in den ältesten Zeiten bekanntlich erteilt von Grammatikern, dann folgte der Rhetor und Dialektiker, hier Sophist genannt. Später hatte man für das Lesen und das Schreiben einen besonderen Lehrer, den Grammatisten lat. Literator, oder man verwendete auch den sog. Paedagogus dazu, was Quintillian jedoch nicht billigt. Hier sind noch drei niedere Stufen vor dem Grammatiker eingeschoben. Im übrigen ist in betreff der formalen Seite des Unterrichts bei den Alten zu vergleichen: O. Willlmann, Didaktik 2. Aufl. I 180-194 und Blümner, Römische Privataltertümer, München 1911 S. 312-866. ↩

  3. Qui musicam pulsat, wörtlich: der den Takt schlägt. ↩

  4. Es ist unverkennbar, daß Tertullian, der durch Ablegung der Toga und Gebrauch des Pallium in Karthago Aufsehen erregte, kurz vorher Christ geworden ist. Das geht aus diesen Schlußworten klar und deutlich hervor. ↩

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De pallio Compare
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Du manteau Compare
On the Pallium Compare
Über das Pallium oder den Philosophenmantel (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung: Persönliche Schriften (Über das Pallium oder den Philosophenmantel, über die Geduld und an seine Frau)
Elucidations - On the Pallium

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