3. Cap.
Obwohl sie, um leichter täuschen zu können, vorgeben, dass sie alle ihre Sätze mißbilligen und aufgeben, so nehmen sie doch bei ihrer vollendeten Kunst zu hintergehen, wenn man sie nicht kennt, den Satz aus, dass die Gnade Gottes nach den Verdiensten der Empfänger gegeben werde. Und doch ist es, wenn sie nicht umsonst gegeben wird, nicht Gnade,1 sondern Lohn und Vergeltung für Verdienste, nach dem Worte des seligen Apostels:2 „Aus Gnade seid ihr erlöst worden durch den Glauben und das nicht aus euch, sondern es ist Gottes Gabe; nicht nach den Werken, damit sich niemand rühme. Denn wir sind seine Bildung, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott vorbereitet hat, dass wir in ihnen wandeln.“ Jedes Geschenk also von guten Werken ist eine göttliche Vorbereitung, weil niemand früher durch die Tugend als durch die Gnade gerechtfertigt wird, welche für einen jeden der Anfang der Gerechtigkeit, Quelle und Ursprung der guten Verdienste ist. Von jenen aber wird S. 18 deshalb gesagt, es komme ihr3 der Eifer der Natur zuvor, damit diese, da sie ja vor der Gnade durch eigenes Bemühen sich auszeichnet, nicht irgendwie durch die Erbsünde verwundet zu sein scheinen solle, und damit falsch sei, was die Wahrheit sagt:4 „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren war.“
