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Works Gregory I, pope (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Einleitung zu den Dialogen

6. Die Wunderberichte

Gregor hat viel Kritik erfahren, weil er allzu leichtgläubig die Wunderberichte hingenommen habe. Wir tun aber wohl gut daran, nicht den Maßstab der heutigen S. 16 Kritik anzulegen, sondern uns in die damalige aufgeregte zu Außerordentlichem geneigte Zeit zurückzuversetzen. Gregor ging ja auch nicht ohne prüfenden Sinn vor; so schickte er den Priester Amantius von Tivoli in ein Krankenhaus, um zu erproben, ob er wirklich die Gabe der Krankenheilung besitze, und erkundigte sich darauf bei Bischof Floridus, der dabei war, und beim Diener, der die Kranken pflegte.1 Es läßt sich nicht feststellen, ob und welche Irrtümer im einzelnen Falle bei der Wahrnehmung und bei der Weiterverbreitung des Vorgangs unterliefen. Gregor selbst glaubte an die Wunder und an charismatische Gaben; er hat den freudigen, festen Glauben wie die Männer der ersten Glaubenszeit. Seine Einstellung dazu erkennen wir deutlich aus seinen eigenen Worten: „Das ist Himmelszier, das sind die Gaben des Hl. Geistes, die sich in mannigfachen Wunderkräften kundtun, wie sie in unerforschlicher Weise verteilt sind, wie sie Paulus aufzählt: dem einen wird durch den Geist die Rede der Weisheit gegeben, dem andern die Rede der Wissenschaft nach demselben Geiste, einem andern Glaube in demselben Geiste, einem andern die Gnade zu Heilungen in demselben Geiste, einem andern Wirken von Wunderkräften, einem andern Weissagung, einem andern Unterscheidung der Geister, einem andern Sprachengaben, einem andern Auslegung von Reden.” (1 Kor 12, 8-10)2 „Laßt uns, wenn wir im Glauben versucht werden, die Wunder derer betrachten, die uns den Glauben gebracht haben, und wir werden im Glauben befestiget werden; denn ihre Wunder sind unsere Schutzwehr.”3 Die Wunder an den Märtyrergräbern sind Gregor ein Beweis für die Glorie, in der sich die Seelen der Märtyrer befinden.4 Die wunderbaren Heilungen und Totenerweckungen haben die leidende Menschheit zum Glauben gebracht.5 Den Wogen der Kirchenverfolgungen hat Gott heilige Männer entgegengestellt, durch deren Wunder S. 17 der Wogenanprall wie durch feste Tore abgewehrt werden sollte.6 Die Wunderkräfte sind von Gott nur zur Festigung im Glauben und zum Heil für andere verliehen. Darum schreibt Gregor an Bischof Augustinus, den Missionär, der in England viele Wunderzeichen tat: „Gott wählte zu Glaubensboten Männer, die sich nicht in den Wissenschaften hervortaten, um der Welt zu zeigen, daß sie nicht infolge ihrer menschlichen Weisheit, sondern durch Gottes Kraft zur Bekehrung gelange. Das ist gerade wieder der Fall gewesen, als Er in England durch schwache Menschen Großes wirkte. Doch muß man, lieber Bruder, bei dieser Himmelsgabe trotz aller Freude in großer Furcht sein. Ich weiß nämlich, daß der allmächtige Gott unter dem Volke, das er erwählte, durch Dich große Wunderzeichen hat geschehen lassen. ... Freue Dich, daß die Bewohner Englands durch Wunderzeichen zur Gnade geführt wurden; sei aber in Furcht, daß die Seele ob der Wunder, die sie tut, nicht überheblich werde!”7


  1. III. Buch, 35. Kap. ↩

  2. Moral. lib. XVII, Kap. 31, Nr. 50, Migne, P. L. LXXVI, 35 ↩

  3. Homil. In Ezech. III, 23, Migne, P. L. LXXVI, 972 ↩

  4. Homil. In Evang. XXXIII, 6, Migne, P. L. LXXVI, 1237 ↩

  5. Homil. In Evang. IV, 7, Migne, P. L. LXXVI, 1090 ↩

  6. Moral. lib. XXVIII, 16. Migne. P. L. LXXVI, 469 ↩

  7. Ep. lib. XI, 28, Migne, P. L. LXXVII. 1139 ↩

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