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Works Tertullian (160-220) De exhortatione castitatis

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De Exhortatione Castitatis

II.

[1] Quam denique modesta illa uox est: Dominus dedit, dominus abstulit, ut domino uisum est, ita factum est. Et ideo si nuptias sublatas restauremus, sine dubio contra uoluntatem dei nitimur, uolentes habere rursus quod habere nos noluit. Si enim uoluisset, non abstulisset. Nisi si et hoc uoluntatem dei interpretamur, quasi et rursus nos uoluerit habere quod iam noluit. [2] Non est bonae et solidae fidei sic omnia ad voluntatem dei referre, et ita adulari < sibi > unumquemque dicendo nihil fieri sine nutu eius, ut non intellegamus esse aliquid in nobis ipsis. Ceterum excusabitur omne delictum, si contenderimus nihil fieri a nobis sine dei uoluntate, et ibit definitio ista in destructionem totius disciplinae, etiam ipsius dei, si aut quae non uult de sua uoluntate producat, aut nihil est quod deus non uult. [3] Sed quomodo uetat quaedam quibus etiam supplicium aeternum comminatur (utique enim quae uetat non uult, a quibus et offenditur), sic et e contrario quae uult et praecipit et accepto facit et aeternitatis mercede dispungit. Igitur cum utrumque ex praeceptis eius didicerimus, quid nolit et quid uelit, tamen nobis est uoluntas et arbitrium eligendi alterum, sicut scriptum est: Ecce posui ante te bonum et malum: gustasti enim de agnitionis arbore. [4] Et ideo non debemus quod nostro expositum est arbitrio in domini referre uoluntatem, quod non ipse uult aut non uult quod bonum est qui malum non uult. Ita nostra est uoluntas, cum malum uolumus aduersus dei uoluntatem, qui bonum uult. [5] Porro si quaeris, unde uenit ista uoluntas, qua quid uolumus aduersus dei uoluntatem, dicam: ex nobis ipsis. Nec temere. Semini enim tuo respondeas necesse est, siquidem ille princeps et generis et delicti Adam uoluit quod deliquit. Neque enim diabolus uoluntatem ei imposuit delinquendi, sed materiam uoluntatis subministrauit. Ceterum uoluntas ei de inobaudientia uenerat. [6] Proinde et tu si non oboedieris deo, qui te proposito praecepto liberae potestatis instituit, per uoluntatis libertatem uolens deuerges in id quod deus non uult, et ita te putas a diabolo subuersum, qui etsi quid uult te uelle quod deus non uult, non tamen facit ut et uelis, quia nec tunc inuitos protoplastos ad uoluntatem delicti subegit, immo neque inuitos neque ignorantes quid deus nollet. [7] Vtique enim nolebat fieri, cui admisso mortem destinabat. Ita diaboli opus unum est, temptare, quod in te est, an uelis. At ubi uoluisti, sequitur ut te sibi subigat, non operatus in te uoluntatem, sed nactus occasionem uoluntatis. [8] Igitur cum solum sit in nobis uelle, et in hoc probetur nostra erga deum mens, an ea uelimus quae cum uoluntate ipsius faciant, alte et impresse recogitandam esse dico dei uoluntatem, quid etiam in occulto uelit.

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Über die Aufforderung zur Keuschheit (BKV)

2. Kap. Der Wille Gottes muß bei jedem Wollen oder Nichtwollen des Menschen durchaus maßgebend sein. Der freie Wille des Menschen. Der Einfluß des Teufels auf denselben.

Wie resigniert lautet die Äußerung: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen; wie es dem Herrn gut schien, so ist es geschehen“1. Knüpfen wir das gerissene Eheband von neuem wieder an, so gehen wir also ohne Zweifel gegen den Willen Gottes an und wollen wiederum besitzen, wovon er will, daß wir es nicht besitzen sollen. Denn wenn er wollte, daß wir es besäßen, so würde er es uns ja nicht weggenommen haben. Es müßte denn sein, wir stellten uns den Willen Gottes so vor, daß er abermals wollen könne, was er schon nicht mehr wollte. Es verträgt sich nicht mit dem echten und soliden Glauben, in der Weise alles auf den Willen Gottes zurückzubeziehen und so jedem zu Gefallen zu sein, daß man sagt, nichts geschehe ohne Gottes Geheiß, und dabei übersieht, daß ja auch etwas auf uns ankommt2. Sonst würde jedes Verbrechen seine Entschuldigung finden, wenn wir behaupten wollten, wir täten gar nichts ohne den Willen Gottes, und es würde eine solche Behauptung zur Auflösung der gesamten Sittenzucht, ja zur Vernichtung Gottes selbst führen; S. 328wenn er Dinge ausführte, die sein eigener Wille nicht will, oder wenn es gar nichts gäbe, was Gott nicht will. Wie könnte er dann gewisse Dinge verbieten und für sie sogar eine ewige Pein androhen? Was er verbietet, das kann er natürlich nicht wollen, sondern wird dadurch sogar beleidigt; wie er denn auf der anderen Seite das, was er will, vorschreibt, wohlgefällig aufnimmt und es mit ewiger Belohnung vergilt.

Wenn wir so aus seinen Vorschriften beides erkannt haben, was er will und was er nicht will, so bleibt uns doch unser freier Wille und die Selbstbestimmung, das eine oder das andere zu wählen, wie geschrieben steht: „Siehe, ich habe dir vorgelegt Gutes und Böses“3; denn du hast ja gegessen vom Baume der Erkenntnis, Darum dürfen wir, was unserm freien Willen anheimgegeben ist, nicht auf Rechnung des Willens Gottes setzen, weil es hinsichtlich dessen, was gut ist, bei ihm, der das Böse nicht will, ein Wollen oder Nichtwollen nicht gibt. Wenn wir daher etwas dem göttlichen Willen, der nur das Gute will, Widersprechendes wollen, so ist das unser Wille, Fragt man nun weiter, woher kommt dieser unser Wille, kraft dessen wir etwas dem göttlichen Willen Widersprechendes wollen, so werde ich antworten: Aus uns selbst. Und zwar nicht ohne Grund, Denn man muß dem Samen, woraus man entsprossen, notwendig entsprechen, da der Stammvater sowohl des Geschlechtes als der Übertretung, Adam, die Übertretung gewollt hat. Der Teufel hat ihm den Willen, eine Übertretung zu begehen, nicht eingegeben, sondern er hat dem Willen nur den Stoff und Anlaß dargeboten. Der Wille Gottes aber war gekommen, um befolgt zu werden.

Mithin wirst auch du, wenn du Gott, der dich nach Vorlegung seines Gebotes mit Freiheit erschaffen hat, nicht gehorchst, vermöge der Freiheit deines Willens freiwillig zu dem abweichen, was Gott nicht will, und so mußt du dich für einen vom Teufel Verführten halten, während er doch, obschon er wünscht, daß du S. 329etwas wollest, was Gott nicht will, doch nicht bewirkt, daß du es wollest. Denn er bezwang ja auch damals die Erstgeschaffenen nicht in der Weise, daß sie die Übertretung wollten, ja sie waren weder ohne den Willen noch ohne die Kenntnis dessen, was Gott nicht wollte. Denn Gott hatte es jedenfalls nicht gewollt, da er für die begangene Tat den Tod bestimmte. So vermag der Teufel nur eins zu tun: Dich zu versuchen, ob du willst, weil das Wollen bei dir steht. Sobald du aber gewollt hast, so folgt, daß er dich sich unterwirft; indem er in dir zwar nicht das Wollen bewirkt, aber doch eine Gelegenheit für den Willen gefunden hat. Da also das Wollen bei uns allein steht und darin eben unsere Gesinnung gegen Gott erprobt wird, ob wir das wollen, was mit seinem Willen übereinstimmt, so muß man, behaupte ich, tief und eindringlich über den Willen Gottes nachdenken, was derselbe etwa im Verborgenen noch begehren könne.


  1. Job 1,21. ↩

  2. Oehler schiebt mit Ursinus nach adulari ein sibi ein. Es ist gegen den Zusammenhang und unnötig. Die Konstruktion von adulari bei Tertullian erhellt aus De anima 48. ↩

  3. Eccles. 15,18. Das Zitat ist ungenau. ↩

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Exhortation à la chasteté Compare
On Exhortation to Chastity Compare
Über die Aufforderung zur Keuschheit (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung: Kathechteische Schriften (Über die Schauspiele, Über die Idolatrie, über den weiblichen Putz, An die Märtyrer, Zeugnis der Seele, über die Busse, über das Gebet, über die Taufe, gegen die Juden, Aufforderung zur Keuschheit)
Elucidations - On Exhortation to Chastity

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