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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Ausgewählte Briefe (Erster Teil) (BKV)
Erstes Buch. *Briefe von Augustins Bekeh­rung (386) bis zu seiner Erhebung zum Bischof von Hippo (395).*
I. (Nr. 3.) An Nebridius

2.

Aber wo ist denn dieses glückselige Leben? Wo, ich bitte dich, wo? Besteht es nur darin, die Nichtigkeit von Epikurs Atomenlehre zu erweisen? Besteht es nur im Bewußtsein, daß nichts niedriger als die Welt ist? Besteht es etwa in der Kenntnis, daß die Oberfläche einer Kugel sich schneller bewegt als deren Zentrum? So könnte man noch viele Einzelheiten der Art vorbringen, die wir allerdings ähnlich so wissen. Nun aber — wie oder inwiefern kann ich glücklich sein, wenn ich nicht weiß, warum die Welt gerade diese Größe hat, da doch die Natur ihrer Bestandteile keineswegs eine beliebig größere Gestalt verbietet? Oder warum sollte man mir nicht den Einwurf erheben, ja warum sollten wir nicht zum Eingeständnis gezwungen werden, daß die Körper bis ins Unendliche teilbar seien, so daß aus einem bestimmten Körper eine bestimmte Anzahl kleiner Körper von bestimmter Ausdehnung entstehen müßte? Da man nun aber keinen Körper als den kleinsten anerkennt, warum sollten wir einen größten, der sich nicht mehr vergrößern ließe, anerkennen, wenn nicht der Einwand, den ich einst dem Alypius1 gegenüber ganz im Vertrauen erhob, große Beweiskraft besitzt; daß zwar die Geistessubstanz ins Unbegrenzte wachse, aber nicht unbegrenzt teilbar sei, da die Monade2 sich nicht weiter auflösen lasse, daß aber umgekehrt die Materie (und S. 4was verstehen wir darunter anders als die körperliche Ausdehnung oder die Ausdehnung der Körper?) zwar unbegrenzt teilbar sei, aber nicht unbegrenzt wachsen könne? Das ist auch vielleicht der Grund, weshalb die Philosophen der Geistessubstanz Reichtum, der Materie Armut zuschreiben. Denn was ist armseliger, als immer weniger und noch weniger werden zu können? Was hingegen größerer Reichtum, als nach Belieben sich entwickeln zu können, zu gehen, wohin und wie weit man will, nach Belieben zurückzukehren und große Liebe zum Unteilbaren zu hegen? Denn wer Verständnis für jene Substanzen besitzt, der liebt nichts so sehr als die Monade, und es ist nicht zu verwundern, daß dadurch auch Liebe zu den anderen Monaden entsteht. Indessen: warum hat die Welt gerade diese bestimmte Größe? Sie könnte ja auch größer oder kleiner sein. Ich weiß es nicht; sie ist nun einmal so.Und warum befindet sie sich gerade an diesem und an keinem anderen Orte? Auch danach darf man nicht fragen, weil sonst alles zur Frage würde.Nur der eine Umstand machte mir immer viel zu schaffen, daß die Körper unendlich teilbar sein sollten. Doch ist die genügende Antwort hierauf vielleicht der Hinweis auf das entgegengesetzte Verhältnis bei der Geistessubstanz.


  1. Augustins bekannter Freund, der mit ihm getauft wurde (Bekenntnisse IX 6.) ↩

  2. Die Monade oder Einheit des intellegibilis munerus ist die Seele. Das Wort stammt von den Pythagoreern und Platonikern und bezeichnet dort die dem Weltgeiste als der Urmonas entsprungenen geistigen Kräfte. Bei Platon heißen die Ideen Monaden oder Heuaden. ↩

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