5.
So viel wollte ich dir schreiben. Es macht mir nämlich Freude, daß du mir noch dankst, wenn ich dir nichts verschweige, was mir gerade in den Mund kommt, und ich bin froh, daß du solches Gefallen an mir findest. Wem also sollte ich lieber meine Einfälle zum besten geben als dir, da ich dir unmöglich mißfallen kann? Aber wenn es Gabe des Glückes ist, daß ein Mensch den anderen liebt, so sieh, wie glückselig ich bin, da ich mich über die Gaben des Glückes so sehr erfreue und ich den Wunsch habe — gern gesteh' ich's —, daß solche Güter mir in reicher Fülle zuteil werden. Gerade die echten Weisen aber, die man allein glückselig nennen dürfte, haben gewollt, daß man die Güter des Glückes weder fürchte noch nach ihnen Verlangen trage. Ob es hier nun cupi oder cupiri heißt, magst du entscheiden. Gut hat's sich getroffen! Denn ich möchte gern von dir über die Abwandlung dieses Zeitworts belehrt werden. Vergleiche ich ähnliche Worte, so werde ich unsicher. Denn cupio endigt doch genau so wie fugio, sapio, iacio, capio; ob aber der richtige Infinitiv fugiri oder fugi, sapiri oder sapi lautet, weiß ich nicht. Ich könnte auf iaci und capi hinweisen, wenn ich nicht fürchtete, derjenige möchte mich fangen und nach Willkür und Laune irgendwohin werfen1, der mich belehren müßte, iactum und captum sei etwas ganz anderes als fugitum, cupitum und sapitum. Auch weiß ich nicht, ob bei diesen drei Wörtern die vorletzte Silbe lang und gedehnt oder kurz und geschärft auszusprechen ist. Ich möchte dir gern Veranlassung zu einem längeren Briefe gegeben haben; hoffentlich darf ich dich etwas länger lesen. Denn ich kann gar nicht sagen, welches Vergnügen mir dies bereitet.
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Anspielung auf capio und iacio. ↩
