Kap. 6. Alles Prunken mit leiblicher Schönheit ist unverträglich mit der Ehre einer christlichen Jungfrau.
S. 67 Paulus ruft mit kräftiger und erhabener Stimme: „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, außer in dem Kreuze meines Herrn Jesu Christi, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt„1 . Und da rühmt sich eine Jungfrau, die der Kirche angehört, der Schönheit des Fleisches und der Anmut ihres Leibes? Paulus fügt noch hinzu und sagt: „Denn die Christi sind, haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Lastern und Begierden“2 . Und da läßt sich eine Christin, die den Begierden und Lastern des Fleisches entsagt zu haben behauptet, noch in denselben Sünden befinden, denen sie entsagt hatte? Du bist ertappt, Jungfrau, du bist entlarvt. Etwas anderes erstrebst du, als du zu sein dich rühmst. Mit den Flecken der fleischlichen Begierde besudelst du dich, obwohl du doch auf Reinheit und Züchtigkeit Anspruch erhebst. „Rufe„, spricht Gott zu Isaias, „alles Fleisch ist Gras und alle seine Herrlichkeit wie eine Blume des Grases. Das Gras wird dürr und die Blume fällt ab. Das Wort des Herrn aber bleibet in Ewigkeit“3 . Keinem Christen ziemt es, und am allerwenigsten einer Jungfrau, auf irgendwelche Herrlichkeit und Ehre des Fleisches Wert zu legen, sondern sie darf nur nach dem Worte Gottes verlangen, nur Güter sich aneignen, die eine ewige Dauer versprechen. Oder wenn man sich durchaus des Fleisches rühmen will, so jedenfalls nur dann, wenn es wegen des Bekenntnisses des [christlichen] Namens gepeinigt wird, wenn das Weib sich stärker erweist als die Folterknechte und wenn es die Martern im Feuer oder am Kreuze, durch das Schwert oder im Kampfe mit wilden Tieren mutig erduldet, um gekrönt zu werden. Das sind kostbare Kleinodien des Fleisches, das ist der herrlichste Ehrenschmuck des Leibes.
