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Works Jerome (347-420) Zur Erinnerung an die Witwe Marcella. An die Jungfrau Principia. (Epistula 127) (BKV)

2.

Verwaist nach des Vaters Tode, wurde sie auch sieben Monate nach ihrer Verehelichung des Gatten beraubt. Cerealis1 , der sich als Konsul einen berühmten Namen gemacht hatte, warb wegen ihrer Jugend, ihrer Zugehörigkeit zu einer so alten Familie und, was Männern am meisten zu gefallen pflegt, wegen ihrer körperlichen Schönheit, auch wegen ihrer Sittsamkeit und Eingezogenheit eifrig um ihre Hand. Weil er alt war, versprach er ihr seine Reichtümer, die er ihr nicht als Gemahlin, sondern gleichsam als seiner Tochter vermachen wollte. Obendrein wünschte auch ihre Mutter Albina einen so angesehenen Mann als Vorstand des verwitweten Hauses. Doch Marcella erwiderte: „Wenn ich heiraten wollte und nicht den Wunsch hätte, mich ständiger Keuschheit zu weihen, dann würde ich mich nach einem Manne, nicht aber nach einer Erbschaft umsehen“. Da gab er ihr zu bedenken, daß auch Greise lange leben und junge Leute schnell sterben könnten. Aber mit feinem Witz gab sie zur Antwort: „Wohl kann ein junger Mann schnell sterben, aber ein Greis kann nie mehr S. 182lange leben“. Mit diesem Worte heimgeschickt, ward er für andere zum warnenden Beispiel, daß sie nicht an eine Vermählung mit ihr denken möchten. Im Evangelium nach Lukas lesen wir: „Es war auch da Anna, eine Prophetin, die Tochter des Phanuel aus dem Stamme Aser. Sie war bereits vorgerückten Alters und zählte viele Tage. Nach ihrer Jungfrauschaft hatte sie sieben Jahre mit ihrem Manne gelebt. Witwe war sie vierundachtzig Jahre und kam nicht mehr vom Tempel. Tag und Nacht diente sie dem Herrn mit Fasten und Gebet“2 . Kein Wunder, wenn sie gewürdigt wurde, den Erlöser zu sehen, den sie unter so großen Opfern gesucht hatte. Vergleichen wir die sieben Jahre mit den sieben Monaten. Anna hoffte auf Christus, Marcella hielt ihn fest; jene bekannte ihn nach seiner Geburt, diese glaubte an ihn nach seiner Kreuzigung; die eine verleugnete ihn nicht in seiner Kindheit, die andere freute sich über seine Berufung zur Herrschaft. Ich mache keinen Unterschied zwischen den heiligen Frauen, wie ihn einige törichterweise zwischen den heiligen Männern und den Begründern der Kirche zu machen gewohnt sind. Meine Meinung geht dahin, bei gleicher Arbeitsleistung soll auch der Lohn gleich sein.


  1. Naeratius Cerealis war im Jahre 358 Konsul. ↩

  2. Luk. 2, 36 f. ↩

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Zur Erinnerung an die Witwe Marcella. An die Jungfrau Principia. (Epistula 127) (BKV)

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