C. Messe der Gläubigen.
I. Großer Eingang.
1. Gebete vor dem Eingange. Den Beginn der Messe der Gläubigen bilden bei Chrysostomus zwei Gebete, deren Stelle bei Jakobus das Weihrauchsgebet und bei Markus ein Gebet um Frieden vertritt.
2. Eingangsprozession und Cherubsgesang. Die Sänger singen den Cherubshymnus, der Diakon mit dem hl. Diskus auf dem Haupte und dem Rauchfasse in der Hand und hinter ihm der Priester mit dem hl. Kelche gehen vom hl. Tische aus durch die nördliche Türe in verschiedenen Krümmungen im ganzen Schiffe der Kirche herum. Das Volk wirft sich nieder und der Priester spricht Segensgebete über dasselbe. Die Prozession kehrt durch die hl. Türen zum hl. Tische zurück.
3. Eingangsgebet. Nachdem die Opfergaben auf den hl. Tisch gestellt sind, verrichtet der Priester vor demselben Eingangsgebete.
S. 300 II. Große Ektenie.
Nach dem großen Eingange wird in der Liturgie des hl. Chrysostomus die große Ektenie gebetet, die Markus mit den Fürbitten für die Lebendigen und Verstorbenen verbindet. Bei Jakobus folgt die Ektenie dem Friedenskusse. Mit der großen Ektenie ist bei Chrysostomus das Opfergebet verbunden, das bei Jakobus auf die große Ektenie folgt und bei Markus mit dem Friedenskusse verbunden ist.
III. Der Friedenskuß.
Auf die große Ektenie folgt bei Chrysostomus der Friedenskuß, während er bei Markus sogleich nach dem Eingange und bei Jakobus nach dem Symbolum gegeben wird.
IV. Das Symbolum.
Nach dem Friedenskusse wird nach Chrysostomus und bei Markus das Symbolum gegeben: bei Jakobus geht es dem Friedenskusse voraus. Es wird das nicänisch-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis gebetet. Das Symbolum wird gemeinschaftlich vom ganzen Volke rezitiert.
V. Präfation und Trisagion.
Auf das Symbolum folgt die Präfation, ein Lob- und Dankgebet εὐχαριστία [eucharistia], an welches sich das Trisagion anschließt. Bei Markus sind in die ausgedehnte Präfation die Fürbitten für die Lebendigen und Verstorbenen und die große Ektenie aufgenommen.
VI. Die Konsekration.
1. Die Einsetzungsworte. Nach einer Erwähnung des Lebens des Herrn folgen die Einsetzungsworte nach den evangelischen Berichten. Das Volk antwortet sowohl bei der Konsekration des Brotes als des Weines: Amen.
2. Anamnese. Der Priester gedenkt der Hauptmomente des Lebens und Leidens Jesu und bringt Gott das Opfer seines Sohnes dar.
S. 301 3. Die Epiklese. Der Priester ruft den Heiligen Geist an, das Opfer zu vollenden und Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi zu verwandeln; der Diakon und das Volk antworten: Amen.
VII. Fürbitten für die Lebendigen und die Verstorbenen.
Entsprechend den Mementos der lateinischen Kirche vor und nach der Konsekration betet die griechische Kirche unter feierlicher Erwähnung der Heiligen für die Lebendigen und Verstorbenen. Diese Fürbitten sind sehr ausführlich und beziehen sich nicht bloß auf diejenigen, deren Namen in den Diptychen verlesen wurden.
VIII. Vorbereitung zur heiligen Kommunion.
1. Das Gebet des Herrn. An die Fürbitten reiht sich die Bitte des Priesters, das Vaterunser würdig beten zu können: das Vaterunser selbst wird vom Priester leise, vom Volke laut gebetet.
2. Das Inklinationsgebet. Mit gebeugtem Nacken verrichtet der Priester das Gebet um Heiligung und Befreiung von allen Übeln.
3. Die Elevation. Nach diesem Gebete zeigt der Priester das hl. Brot dem Volke, indem er ruft: „Heilige den Heiligen!“.
4. Die Brotbrechung. Nach der Elevation bricht der Priester das Brot, d. h. das heilige Lamm, in vier Teile, bewahrt einen Teil für sich und den Diakon, legt einen in den Kelch und bestimmt die beiden andern zur Kommunion der Laien.
IX. Kommunion.
1. Kommunion des Klerus. Der Diakon empfängt vom Priester das heilige Brot in die Hand und geht mit demselben auf die andere Seite des hl. Tisches. Nach ein paar Vorbereitungsgebeten genießen dann Priester und Diakon den heiligen Leib. Hierauf empfängt der Priester das heilige Blut und reicht auch dem Diakon den Kelch.
2. Kommunion der Laien. Der Diakon zeigt vor den heiligen Türen zuerst den heiligen Kelch, dann S. 302 kommuniziert der Priester das Volk, indem er mit dem Löffel die Mischung von konsekriertem Brot und Wein aus dem Kelche nimmt und den Gläubigen in den Mund legt. Der Ritus der Austeilung der hl. Kommunion bei Jakobus und Markus weicht von diesem Ritus etwas ab.
X. Danksagung.
Auf die Kommunion folgt ein kurzes Dankgebet, das sich bei Chrysostomus an die Kommunion des Klerus anschließt.
XI. Letzter Eingang.
1. Letzter Eingang. Nach Chrysostomus nehmen Diakon und Priester die hl. Gaben vom heiligen Tische und tragen sie zum Rüsttische, wobei sie unter Lobgebeten sich den heiligen Türen nähern. Nach Jakobus findet ein förmlicher Eingang durch das Schiff der Kirche statt; Markus kennt keinen Eingang.
2. Kleine Ektenie und Segensgebet. Nach dem Eingange werden vom Diakon einige Bitten und vom Priester ein Segensgebet gesprochen.
XII. Austeilung des Antidoron.
Während der Diakon am Rüsttische den Rest der hl. Gaben genießt, teilt der Priester das nicht konsekrierte Brot (Antidor) an das Volk aus. Während der Austeilung wird der 33. Psalm [hebr. Ps. 34] gebetet. Jakobus und Markus kennen diesen Gebrauch nicht.
XIII. Schlußgebete.
Der Priester gibt dem Volke den Entlassungssegen, reicht ihm das Kreuz zum Kusse und betet nach dessen Entfernung das Trisagion, das Troparion des hl. Chrysostomus und Gebete zur seligsten Jungfrau. Jakobus und Markus schließen mit einem Versöhnungsgebete.
Die griechische Kirche gebraucht zum hl. Opfer gesäuertes Brot und roten, mit Wasser gemischten Wein. Das Glaubensbekenntnis schreibt das Ausgehen des Hl. Geistes dem Vater allein zu. Die Einsetzungsworte des hl. Abendmahles erklärt sie trotz des Amens des Volkes S. 303 für bloßes Referat ohne Wandlungskraft; diese schreibt sie ausschließlich der Anrufung des Hl. Geistes (Epiklese) zu. Die Lehrpunkte und theologischen Streitigkeiten veranlaßten bei den Griechen fast nur Änderungen in Nebendingen, wie Troparien, Hymnen, nicht im eigentlichen Texte der Liturgie.
