Gott ist Licht
S. 16„Und das ist die Kunde, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen“ (I, 5). Was heißt das? Die Apostel haben das Wort des Lebens gesehen, haben es mit Händen berührt. Der eingeborene Sohn Gottes, der von Anfang an war, wurde sichtbar und berührbar in der Zeit. Wozu kam er und was hat er uns Neues verkündigt? Was wollte er lehren? Warum wurde das Wort Fleisch, warum erduldete Gott so unsagbar Entwürdigendes von den Menschen, warum ertrug er Faustschläge von den Händen, die er selbst gebildet hatte? Was wollte er damit lehren? Vernimm es! „Gott ist Licht und keinerlei Finsternis ist in ihm“ (1, 5). Jetzt nannte er ihn zwar Licht, aber noch sind seine Worte dunkel. Es ist gut für uns, daß dieses Licht selbst unsere Herzen erleuchte und wir so Einsicht in sein Wort gewinnen. Das also ist es, was wir verkündigen: „Gott ist Licht und keinerlei Finsternis ist in ihm“. Wer möchte es wagen zu behaupten, daß in Gott Finsternis ist? Was aber bedeutet hier „Licht“ und was „Finsternis“? Er meint doch damit nicht Wirklichkeiten der Art, wie unsere Augen sie wahrnehmen! „Gott ist Licht.“ Sagt da einer: „Auch die Sonne ist Licht und der Mond ist Licht und der Kerzenschein ist Licht“. Weit größer, weit besser, weit vortrefflicher als das muß jenes sein. Soweit Gott von der Kreatur, soweit der Schöpfer vom Geschöpf, soweit die Weisheit von dem durch sie Gewirkten absteht, so weit muß dieses Licht über alles erhaben sein. Wir werden ihm nahe kommen, S. 17wenn wir erkennen, was dieses Licht ist, und uns ihm zuwenden, um uns von ihm erleuchten zu lassen; denn in uns sind wir Finsternis und nur von ihm erleuchtet können wir Licht sein (Tr. 1,4).
