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Works Syrian poets Einleitung über Leben und Schriften Jakobs von Sarug

2.

Wer ist nun der Dichter unseres Panegyrikus? Die Handschrift behauptet, und Assemani wie Abbeloos stimmen ihr darin bei, er sei wirklich Schüler Jakobs von Sarug. Nach Matagne dagegen, dem wir hierin beistimmen müssen, kann jenes Lobgedicht unmöglich von einem Zeitgenossen und persönlichen Bekannten des Gefeierten herrühren. Denn es fehlt den Mitteilungen aus dem Leben Jakobs ganz das Zusammenhängende, Unmittelbare, Vollständige und Anschauliche, das wir von einem solchen erwarten dürften; vielmehr drehen sie sich um dieselben nebelhaften und unbedeutenden Geschichtchen, welche auch in den beiden prosaischen Biographien das Hauptmaterial bilden. Zudem enthalten sie in Bezug auf die Zerstörung von Amida wenigstens einen groben chronologischen Irrtum, auf den wir später zurückkommen werden. Die Tugenden des Heiligen werden in den vagsten, nichtssagendsten und doch hyperbolischen Ausdrücken gepriesen; alle konkreten und charakteristischen Züge fehlen. Abbeloos glaubt zwar in dem Gedichte selbst den Beweis zu finden, daß der Verfasser ein Schüler Jakobs sei und sich als solchen kundgebe. Bevor Georg nämlich die abenteuerliche Geschichte von der Prüfung Jakobs durch die Bischöfe erzählt, schickt er die Worte voraus: „Höre, ich will dir der Wahrheit gemäß erzählen, wie ich gehört habe aus der Geschichte, die über ihn verfaßt ist, und von dem Lehrer.“ Nach Abbeloos beriefe sich hier Georg auf zwei Quellen, nämlich einerseits auf schriftliche Dokumente, anderseits auf mündliche Mitteilungen durch Jakob selbst. Aber wenn ihm wirklich die letztere Quelle zu Gebote gestanden hätte, würde er es dann wohl der Mühe wert gefunden haben, daneben noch die erstere zu erwähnen? Außerdem sind gerade die entscheidenden Worte: „und von dem Lehrer“ gegenwärtig vollständig unlesbar. Abbeloos setzt zwar als sicher voraus, daß Assemani die Worte noch wört- S. 254 lich gelesen habe; er könnte sie aber auch ganz oder teilweise aus bloßer Konjektur ergänzt haben. Und selbst wenn Assemanis Lesung die ursprüngliche wäre, ließe sie sich gleichwohl in ganz anderem Sinne auffassen. Man könnte übersetzen „aus der über und von dem Lehrer verfaßten Geschichte“, so daß „von“ nur als Synonym von „über“ zu betrachten wäre; oder man könnte das über den Lehrer Verfaßte für eine ältere Biographie, das von dem Lehrer Verfaßte aber für die beiden Gedichte Jakobs halten, welche in jener Anekdote eine so bedeutende Rolle spielen. Auf keinen Fall scheint eine so unsichere Stelle geeignet, die inneren Gründe gegen einen Zeitgenossen Jakobs als Dichter des Panegyrikus aufzuwiegen.

Wir möchten daher lieber die Vermutung aufstellen, der Verfasser sei jener Bischof Georg von Sarug, an welchen Jakob von Edessa den seiner Übersetzung der Homilien des Severus beigefügten Brief über die syrische Orthographie adressierte. Denn das Gedicht ist für den Festtag des Heiligen bestimmt1, und zwar speziell für diejenige Kirche, wo seine Reliquien aufbewahrt wurden2. Ferner wird gegen Ende des Panegyrikus zunächst Gott angefleht, um der Verdienste und Fürbitte Jakobs willen der ganzen Kirche gnädig zu sein, alsdann aber der Heilige selbst aufgefordert, seine Diözese zu segnen. Überall erscheint hier der Dichter sowie diejenigen, für welche sein Gedicht bestimmt ist, als Angehörige der Diözese von Sarug, z. B. V. 466: „Komm, o unser Vater, suche die Dir anvertraute Herde heim; denn siehe, sie bittet Dich, ihr jeglichen Segen zu verleihen“, und V. 527: „Strecke Deine rechte Hand aus und segne die Dir anvertraute Herde, und hüte sie, o unser Vater, mit weiser Sorgfalt!“ Alles dies weist auf einen Dichter aus Sarug hin. Zwar findet Abbeloos in den Worten V. 455: „Strecke Deine rechte Hand aus und wolle uns unter die Lämmer Deiner Herde einreihen, damit auch wir gleich jenen gehorsam sein mögen!“ einen Beweis dafür, daß der Dichter selbst einer S. 255 anderen Diözese als der von Sarug angehört haben müsse. Aber man braucht den Gegensatz nicht zwischen zwei Diözesen zu suchen, sondern entweder zwischen zwei verschiedenen Zeiten, so daß die gegenwärtige Herde mit der von Jakob persönlich geleiteten verglichen wird, oder vielleicht auch zwischen den Lämmern und den Böcken der Herde.


  1. Vergl. V. 436. ↩

  2. Vergl. V. 470; 559. ↩

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Ausgewählte Gedichte des Jakob v. Batnä in Sarug (BKV)
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Einleitung über Leben und Schriften Jakobs von Sarug

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