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Œuvres Éphrem le Syriaque (306-373) Erklärung des Evangeliums
I. Abhandlung

1.

S. 3 Alle1 Schriften, die immer aus menschlichem Verstande heraus geschrieben sind und nicht von dem Gesetz und den Propheten beim Reden nehmen, sind Bücher, Erzeugnis und Erfindung eines widerstrebenden Verstandes. Und wenn einer näher tritt, um ihren Sinn zu prüfen, so findet er sie irreführend und hin- und herschwankend, weil sie nicht auf dem wahren2 Fundamente der Heiligen Schrift gegründet sind. Markion schreibt in seinem S. 4 Buche, das sie mit Namen Proevangelium 3 nennen, was in unsere Sprache hier übersetzt4 heißt: „eher als das Evangelium“5 — und ich bin verwundert, wieso es eine Schrift der Markionisten gibt, die sie mit Namen6 Proevangelium7 nennen, da die Schüler jenes vertrauensvoll meinen, daß der Anfang8 der Gottheit, an die sie glauben, um jene Zeit offenbar wurde, [nämlich] zur Zeit des Pilatus des Pontiers,9 in jener Zeit, in der das Evangelium geschrieben wurde. Wenn es sicher für dich ist, o Markion. daß wirklich der Anfang der Gottheit, betreffs der du sprichst, im Evangelium [zuerst] in Erscheinung trat,10 warum denn aber und wie wäre deine Schrift eher als das Evangelium? Und wenn du wirklich [daran] festhältst und es wäre deine Schrift eher als das Evangelium, so sage nicht, daß neu und fremd die lebendigmachende Gottheit ausströmte, sondern daß sie bereits da war. Und es ist im Anfange jener Schrift also geschrieben: „O Wunder über Wunder,11 Verzückung, Macht und Staunen ist das, daß man gar nichts über es12 S. 5 sagen, noch über es denken, noch es mit irgend etwas vergleichen kann.“

Nun wollen wir alle Bücher jenes beiseite lassen und gegen dieses Wort wollen wir sprechen, daß [ob] dieses, was du, Markion, sagst, wirklich wahr ist, [nämlich] daß jenes nicht ausgesprochen wird mit der Zunge und nicht unterschieden wird mit Gedanken13 und nichts ihm gleich ist. Jetzt verstumme, schweig und rede nicht über das, worin du verstockt bist und sagst, daß jenes14 nicht ausgesprochen wird und daß es nicht ein Denken darüber gibt und daß es nicht irgend etwas gleich ist. Wie sehr Markion gelogen hat, weil er nicht von jenem15 zuverlässigen Fundamente aus spricht, das werde ich zeigen. Es sagt der Herr in seinem Evangelium dort, daß einem jeglichen Dinge, was überhaupt von dieser Welt hier ist, der Glaube in allen16 Dingen ähnlich ist;17 er sagt so, daß er ähnlich ist einem Gebäude, dem Weine,18 einem Kleide, dem Feuer, den Samen,19 einem Königreiche, einer Silbermünze, einem Talente, einer Pflanze,20 einem Senfkorn und dem Sauerteige. Auf welche Weise nun vermag einer auf das Evangelium zu hören, wenn es sagt, daß all dem der Glaube in seinen verschiedenen Erscheinungsformen ähnlich ist, und hört hinwieder auf Markion, wenn er sagt, er ist keinem ähnlich? Und wodurch jener all diesen Dingen ähnlich ist, werde ich jetzt zeigen.

Gleich ist er Gebäuden21 darin, daß wie ein Gebäude aus vielen geschaffenen Dingen zusammengesetzt,22 aus Gliedern vereinigt und ein Haus wird: so auch werden wir versammelt aus S. 6 allen Geschlechtern23 und aus allen Sprachen und aus allen Königreichen und aus allen Geistesrichtungen24 und wir werden ein Sinn,25 ein vollkommenes Volk, ein heiliges Zelt, ein Lager Gottes. Wiederum gleicht er Gehenden; denn ein Mensch, wann er ein Gebäude baut, vernachlässigt nichts von allem Notwendigen, was zum Zwecke des Baues erforderlich ist: daß er sammelt und herbeiträgt Steine, Holz, und Rohr, Lehm und Eisen und Kupfer und alle Dinge, die nötig sind26 als Material des Baues; wenn er aber nur ein einzelnes davon außer acht läßt [sonst aber alles tut], so wird dennoch sein Bau gekrönt nicht vollendet. So auch wir: Nicht geziemt es sich für uns, nachlässig zu sein darin, daß wir den Glauben bauen mit Wachen,27 Heiligkeit, durch Almosengeben und Besuchen der Kranken, durch Lieben der Brüder und durch Gottesdienst und durch Betreten der Pforten28 der Kirche und durch beständiges Verharren im Gebete und durch Betrachten29 der Gedanken der Schrift. Und wenn wir [auch] nur eins davon vernachlässigen, [sonst alles tun], wird dennoch unser Glaube nicht gebaut. Sondern in der Weise, wie jene, denen das Gebäude gehört, nicht schlafen, wie auch David selbst sagt: „Nicht werde ich meinen Augen Schlaf geben und nicht Schlummer meinen Augenlidern, bis ich bauen werde den Tempel des Herrn und einen Ort der Ruhe des Gottes Jakobs“,30 so müssen auch wir laufen bei Tag und wachen bei Nacht in Gebet und Leben, daß auch wir gebaut werden auf dem Fundamente der Apostel und Propheten, wie auch der Apostel sagt.31 Denn wenn die, die irdische Häuser bauen, sich selbst der Arbeit hingeben, daß sie sich kurze Zeit dauernde Wohnungen machen, wir aber das Lager der Ewigkeit für unsere Seelen bauen und das Haus der Herrlichkeit im Himmel, um wieviel mehr geziemt es sich für uns, besorgt zu sein und zu arbeiten! S. 7

Es ist zolovi zu lesen oder, will man zolovin beibehalten, sinowack.


  1. „Jede Schrift (Buch)“; ich habe den Plural genommen, damit sich das folgende besser liest. ↩

  2. zuverlässigen ↩

  3. Es steht im Armen. „Peron ew Engelion“, was wie Preuschen (245, Anm. 2) richtig erkannt hat, aus (xxx) verballhornt sein dürfte. Über diese Schrift Markions ist uns sonst nichts bekannt. Vgl. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur I 7 (Freiburg 1913) 373. ↩

  4. Lies im Arm. (xxx). ↩

  5. Der Satz wird hier nicht zu Ende geführt, sondern erst weiter unten, nachdem er durch „und es ist im Anfange jener Schrift also geschrieben“ wieder aufgenommen worden ist. ↩

  6. Lies (xxx). ↩

  7. „Proevangelium“ von mir für das im Texte stehende „eher als das Evangelium“ eingesetzt. ↩

  8. Für Markion war bekanntlich der Gott des AT nicht der Gott, den man im Christentume zu verehren hatte. Sein Gott erschien erstmalig in Christi Offenbarung. ↩

  9. Preuschen, 245, Anm. 3 nimmt Anstoß an „Palutosi pontacoy“, „als wäre Pilatus aus dem Pontus gewesen, woraus sich ergibt, daß es um die Kenntnisse des Übersetzers übel genug stand. Um so weniger wird man von ihm willkürliche Veränderungen seiner Vorlage erwarten dürfen.“ Aber die armenische Bibelübersetzung kennt überhaupt nur „Pilatus den Pontier“. Vgl. außer den Ausgaben auch die berühmte Evangelien-Hs vom Jahre 887. Hier steht Mt 27,3: „Pontacioy Piwlutosi“, Lk 3,1: „Ponducio Piwlalovsi“. ↩

  10. „in Erscheinung trat“, wörtlich: „wurde“. ↩

  11. Wörtlich: „O Größen den Größen“. ↩

  12. Das Armen. läßt es zweifelhaft, ob an „ihn“ oder „sie“ oder „es“ zu denken ist, ebenso der Zusammenhang, da im folgenden dafür Glaube, Himmelreich und Kirche steht. ↩

  13. Aphraates 116, 10f. läßt Valentinus sagen, „daß der vollkommene Gott mit dem Munde nicht ausgesprochen und mit dem Verstande nicht erforscht (begriffen) werde“. Bei den Gnostikern spielte der „Unausdenkbare, Unsagbare, Unteilbare“ überhaupt eine große Rolle. Vgl. z. B. Irenaeus, Adv. haeres. 1,11. ↩

  14. Ich setze hier das Neutrum, da der Verfasser im folgenden wechselt mit „Glauben, Himmelreich, Kirche“. ↩

  15. Gemeint ist das im Anfange gemeinte Fundament der Hl. Schrift. ↩

  16. mancherlei. ↩

  17. statt nman en lese ich nma nman en. ↩

  18. Preuschen, der S. 246 (xxx) übersetzt, hat ginoy = ginwoy mit gnoy verwechselt. ↩

  19. Saaten. ↩

  20. Pflanzung. ↩

  21. Oder: „einem Gebäude“. Vgl. zu den folgenden Ausführungen Aphraates 1. Homilie, wo sich manche Parallelen finden. ↩

  22. Wörtlich: versammelt, angehäuft wird. ↩

  23. Völkern. ↩

  24. Im Armen. steht beidemal dasselbe Wort „mitk“ = Sinn. Zum Gedanken vgl. Offb 6,9; 7,9. Vielleicht eine Spur von syrischer Bekanntschaft mit Offb.? ↩

  25. [Wie vorige Anm.] ↩

  26. Wörtlich: und alle Dinge der Notwendigkeit. ↩

  27. Fasten. ↩

  28. Wörtlich: „calcando portas“. Der merkwürdige Ausdruck erklärt sich aus dem Syr. Cyrillonas (Bickell, Die Gedichte das Cyrillonas usw. ZdMG 27, 569 Z. 7) schreibt: „Eilet in Freude zur Kirche und tretet auf ihren Pforten ((xxx)) wie Erben“. ↩

  29. Erforschen. ↩

  30. Ps 131 (132),4f. ↩

  31. Vergl. Eph 2,20. ↩

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