Antonius.
Ende des dritten Jahrhunderts hören wir zuerst von der Gründung eines Asketenvereins; in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ist das Mönchtum entstanden. Seine Wurzeln liegen in der Entwicklung des christlichen Lebensideales, das auf die Erlangung der Seligkeit und auf sittliche Vervollkommnung durch S. 683 Weltflucht gerichtet war. Weder die Christenverfolgungen noch der Neuplatonismus scheinen einen bestimmenden Einfluß darauf ausgeübt zu haben.1
Aus der Vita des Paulus von Theben, verfaßt von Hieronymus, läßt sich nur wenig Historisches gewinnen.2Der Kopte Antonius3ist für uns die erste geschichtlich greifbare Persönlichkeit, die dieses Leben führte. Antonius war nach Sozom. hist. ecc1. 1,13 im Jahre 251 zu Koma bei Herakleopolis in Mittelägypten geboren. Er stammte von vornehmen Eltern ab und widmete sich nach ihrem Tode der Askese bis 271. Seit 306 sammelte er Schüler um sich und wurde so wider Willen aus einem Einsiedler der Vater einer Einsiedlergemeinde. Eine feste Organisation hat er noch nicht geschaffen. Seine Klöster, (xxx), waren freie Vereinigungen unter der Seelenleitung des Heiligen. Die sogenannte Regel ist nicht sein Werk. Nach Hieronymus fand er im neunzigsten Jahre seines Lebens den heiligen Paulus, der schon neunzig Jahre in der Wüste gelebt hatte und dem Tode nahe war, und bestattete den Leichnam des Alten, nachdem er von ihm noch reiche Belehrung empfangen hatte. Er selbst starb auf dem Berge Kolzim am Roten Meere 356 im Alter von hundertfünf Jahren. Obwohl ohne Schulbildung, hat er doch durch andere Briefe in koptischer und griechischer Sprache gewechselt; erhalten hat sich die griechische Fassung eines ursprünglich koptisch geschriebenen Briefes an den Abt Theodorus und seine Mönche. Außerdem liegen zwei Briefsammlungen vor, und auch durch Hieronymus (vir. ill. 88) sind sieben griechische, aus dem Koptischen übertragene Briefe bezeugt; diese sieben aber mit irgendwelchen Stücken der Sammlungen zu S. 684 identifizieren und diese damit als echt anzuerkennen, ist sehr gewagt.
561 wurde sein Leichnam entdeckt und in Alexandria beigesetzt. Nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber 635 kamen die Reliquien nach Konstantinopel. Von hier gelangten sie Ende des zehnten oder Anfang des elften Jahrhunderts in die Diözese Vienne, wo sie in der Prioratskirche von Saint-Didier de la Mothe, dem späteren Hauptorte des Antoniusordens, beigesetzt wurden. 1491 fanden sie endlich in der Pfarrkirche Saint-Julien in Arles ihre bleibende Ruhestätte. Das Fest des Heiligen wird am 17. Januar gefeiert. Das Schwein, das ihm oft beigegeben wird, ist eine Personifikation des Teufels; da aber im Mittelalter die Antoniuschorherren4Landbau trieben und das Privilegium der Schweinemast in den Eichenwaldungen hatten, wurde Antonius allmählich als Beschützer der Haustiere verehrt.
Noch zu Lebzeiten des Antonius und wie es scheint unabhängig von ihm begründete Amun in Unterägypten Eremitenkolonien. Eine feste Organisation erhielten diese Vereinigungen durch Pachomius, gestorben 346; er ist der Begründer des Klosterlebens. Mit Antonius und Pachomius verbanden den Athanasius persönliche Beziehungen. Was sich allerdings darüber aus der Vita gewinnen läßt, ist nicht sehr viel. (Vgl. die Einleitung des Athanasius S. 11; Kap. 51 S. 62; 71 S. 80; 91 S. 98.) Es geht daraus nur das hervor, was wir auch so annehmen müßten, daß er ihn kannte und ihn als seinen Lehrer verehrte. Trotzdem hat Athanasius auf das Mönchtum einen weit größeren Einfluß ausgeübt, als man gewöhnlich annimmt. Er war dessen erster bischöflicher Förderer, ebenso wie die Mönche zu seinen treuesten Anhängern zählten. Wie er zuerst die Aufmerksamkeit des Abendlandes auf das ägyptische Mönchtum lenkte - die Römerin Marcella hat durch ihn schon S. 685 341 von Antonius und Pachomius und den Klöstern in der Thebais gehört -, so hat er auch auf das Wesen dieser Gemeinschaften tiefgreifenden Einfluß gewonnen. Er hat vor allem den antiklerikalen Tendenzen des früheren Mönchtums mit Erfolg entgegengearbeitet und scheint innerhalb der Reichskirche der erste gewesen zu sein, der Mönchen und Äbten die Bischofsweihe gab. Das wurde bedeutsam für die hierarchische Entwicklung der Folgezeit.
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Vgl. Herzog-Hauck, Realenzyklopädie für prot. Theol. u. Kirche, 3. Aufl. Bd. 13 S. 214. ↩
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Vgl. Wetzer-Welte a. a. O. Bd. 9 Sp. 1726. ↩
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Vgl. Bardenhewer a. a. O. S. 219. Wetzer-Welte a. a. O. Bd. 1 Sp. 987. Herzog-Hauck a. a. O. Bd. 1 S. 806; Bd. 2 S. 194. BZ Generalregister B. 1-12, 1892-1909 von P. Marc. 1909. S. 26. Bibl. hag. graeea Soc. Bolland. ed. altera Brux. 1909 S. 21. Bibl. hag. lat. antiquae et mediae aetatis; ed. Soc. Boll. Brux. 1898/99 S. 99. ↩
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Der Antoniusorden wurde in St. Didier durch Gaston Guerin gestiftet. 1095 wurde er durch Urban II. auf der Synode zu Clermont bestätigt. Er verschmolz mit dem Malteserorden 1774 und ging mit diesem während der Revolution unter. ↩
