IV. (4) An den Bischof Johannesvon Constantinopel.
An den Bischof Johannes1von Constantinopel.
Inhalt: Gregor beklagt sich, daß der Patriarch seine Bestätigung durch den Kaiser nicht verhindert habe, bittet um sein Gebet und verspricht nächstens seine Synodalepistel zu senden. S. 18
Wenn zur Tugend der Liebe auch die Nächstenliebe wesentlich gehört, wenn uns befohlen ist. den Nächsten zu lieben wie uns selbst, wie kommt es, daß Ew. Heiligkeit mich nicht liebt, wie sich selbst? Denn ich weiß, mit welch' glühendem Eifer Ihr der Last der Bischofswürde entkommen wolltet; und doch habt Ihr kein Hinderniß in den Weg gelegt , daß mir die gleiche Last aufgebürdet wurde. Daraus ist ersichtlich, daß Ihr mich nicht liebt, wie Euch selbst, weil Ihr wolltet, daß ich die Last trage, die Ihr Euch nicht wolltet aufladen lassen. Aber weil nun ich Unwürdiger und Schwacher ein altes und von den Wellen arg mitgenommenes Schiff übernommen habe (von allen Seiten dringen ja die Wellen ein, und vom täglichen, heftigen Sturm gepeitscht ächzen schiffbrüchig die morschen Bretter), so bitte ich beim allmächtigen Gott, daß Ihr mir in dieser Gefahr die Hilfe Eures Gebetes zukommen lasset. Denn Ihr könnet mit um so größerer Sammlung beten, je mehr Ihr der Verwirrung und Trübsal, die wir hier zu Lande leiden, ferne stehet. Das Synodalschreiben2 werde ich nächstens zu schicken mich beeilen; denn seit meiner Weihe war ich von vielen und wichtigen Geschäften gedrängt, und den Überbringer dieses Briefes, unsern Bruder und Mitbischof Bacauda, willl ich nicht länger hinhalten.
