Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput II: Quod nulla umquam bella ita gesta sint, ut uictores propter deos eorum, quos uicerunt, parcerent uictis.
Tot bella gesta conscripta sunt uel ante conditam Romam uel ab eius exortu et imperio: legant et proferant sic ab alienigenis aliquam captam esse ciuitatem, ut hostes, qui ceperant, parcerent eis, quos ad deorum suorum templa confugisse compererant, aut aliquem ducem barbarorum praecepisse, ut inrupto oppido nullus feriretur, qui in illo uel illo templo fuisset inuentus. nonne uidit Aeneas Priamum per aras sanguine foedantem quos ipse sacrauerat ignes? nonne Diomedes et Vlixes caesis summae custodibus arcis corripuere sacram effigiem manibusque cruentis uirgineas ausi diuae contingere uittas? nec tamen quod sequitur uerum est: ex illo fluere ac retro sublapsa referri spes Danaum. postea quippe uicerunt, postea Troiam ferro ignibusque deleuerunt, postea confugientem ad aram Priamum obtruncauerunt. nec ideo Troia periit, quia Mineruam perdidit. quid enim prius ipsa Minerua perdiderat, ut periret? an forte custodes suos? hoc sane uerum est; illis quippe interemptis potuit auferri. neque enim homines a simulacro, sed simulacrum ab hominibus seruabatur. quomodo ergo colebatur, ut patriam custodiret et ciues, quae suos non ualuit custodire custodes?
Traduction
Masquer
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
2. Es ist in der Kriegsgeschichte unerhört, daß Sieger wegen der Götter der Überwundenen den Besiegten Schonung gewährt hätten.
Eine Unzahl von Kriegen vor der Gründung Roms, seit seinen Anfängen und dem Emporsteigen zur Weltherrschaft ist beschrieben worden: man lese in diesen Kriegsgeschichten und führe uns ein Beispiel an, daß eine Stadt von einem fremden Volke genommen worden wäre und dabei die Gegner, die sie nahmen, die verschont hätten, die sich in die Tempel ihrer Götter flüchteten, oder daß je ein Heerführer von Barbaren den Befehl erteilt hätte, daß nach dem Eindringen in die Stadt niemand getötet werde, den man in diesem oder jenem Tempel antreffe. Sah nicht Äneas, wie
„Priamus1 an den Altären
Das von ihm geheiligte Feuer mit Blut befleckte?“
Haben nicht Diomedes und Ulixes2,
„als sie die Wächter des obersten Schlosses ermordet,
Weggeschleppt das blutige Bild und mit blutigen Händen
Ohne Scheu berührt den Jungfrau'nschleier der Göttin“?
Und doch ist nicht wahr, was folgt:
„Seitdem entschwand und sank dahin der Danaer Hoffnung“.
Denn nachher erst siegten sie, nachher erst vernichteten sie Troja mit Feuer und Schwert und hieben den Priamus nieder, der beim Altare Schutz suchte. Und nicht deshalb ging Troja zugrunde, weil ihm seine Minerva abhanden kam. Denn was war ihr zuerst abhanden gekommen, daß sie zugrunde ging? Etwa ihre Wächter? Ja das ist die Wahrheit; nachdem diese Beschützer Band 1, S. 28getötet waren, konnte man ihr beikommen, Denn nicht das Götterbild wahrte die Menschen, sondern die Menschen wahrten das Götterbild. Wie konnte man doch als Schutzherrin von Stadt und Bürgern eine Göttin verehren, die ihre eigenen Beschützer nicht zu Schutzen vermochte!