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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Des Timotheus vier Bücher an die Kirche (BKV)
I. Buch

3. Die Verurteilung der Habsucht gilt auch für Eltern, die für ihre Kinder zu sorgen vorgeben

Nun mag vielleicht ein solcher Spruch zu streng erscheinen, der alle gleichermaßen zur Vollkommenheit S. 271 aufruft und alle unter ein Gesetz zwingt, da doch nicht alle in ein und derselben Lage leben. Ganz treffend könnte man auf diesen Einwurf erwidern: Wenn alle das ewige Leben haben wollen, so müssen wohl auch alle danach streben, an diesem Leben teilzuhaben; ist es doch ganz albern und töricht, wenn manche offensichtlich gerade das, was sie nach Wunsch und Willen besitzen möchten, nach ihrem Tun und Handeln nicht erreichen zu wollen scheinen. Wenden wir uns aber trotzdem in erster Linie dem Teil der Christen, deiner Kinder, zu, der durch ganz bestimmte sachliche Hemmnisse und durch die Fesseln einer, wie er glaubt, unüberwindlichen Not von der Vollkommenheit abgezogen wird! Zunächst gehören, glaube ich, zu diesem Teil diejenigen, die da vorgeben, sie seien durch die Sorge für ihre Kinder, durch die übermächtige Liebe zu ihren Nachkommen gezwungen, Geld zu erwerben und nach ausgedehntem Güterbesitz zu trachten. Als ob jeder, der Vater ist, es überhaupt nur dann und nur dann sein könnte oder müßte, wenn er reich ist, und als ob keiner seine Kinder lieben könnte ohne Vermehrung seines Reichtums, oder aber als ob Habsucht und Gier Kraft und Mark der väterlichen Liebe seien! Nach dem Glauben dieser Menschen könnte es ja, wie keinen Körper ohne Mark, so auch keine Liebe ohne Habgier geben. Wenn dem wirklich so wäre, so wäre ja zweifellos jegliches fromme Pflichtgefühl eine Ursache des Bösen; dann lägen in diesem nicht die Keime einer liebevollen Gesinnung, sondern der Zündstoff zu Lastern verborgen. Und wo bliebe der heilige, göttlich beglaubigte Ausspruch: „Frömmigkeit ist zu allem nütze“? 1Denn nach dieser Auffassung ist sie nicht nur nicht zu allem nützlich, sondern fast für alles unheilvoll. Ist sie nämlich der Mutterboden für die Begierden, dann enthält sie viel mehr des Übels in sich als des Guten; es sagt ja die Hl. Schrift: S. 272 „Die Wurzel aller Übel ist die Habgier.„ 2Wenn demnach die Habgier die Wurzel aller Übel ist, diese aber wiederum im Mutterschoß der Frömmigkeit gezeugt und gleichsam mit ihrer giftigen Milch genährt wird, dann trifft der Vorwurf weniger die Habgier, die aus der Frömmigkeit geboren ist, als die Frömmigkeit selber, aus der eine solche Tochter hervorgeht. Die Folge wäre - wenn die Frömmigkeit so verderblich und so schädlich ist - daß man weder lieben noch geliebt werden dürfte; denn weder dürften die Eltern nach einer Liebe trachten, die ihnen schädlich ist, noch die Kinder nach einer Liebe verlangen, die den Eltern zum Nachteil ist. Indessen brächte eine solche Liebe nicht allein die Eltern, sondern auch die Kinder in Krankheitsnot, weil diese ebenso auf denen lastet, die verderbenbringendes Erbgut raffen, wie auf denen, die, mitten in schändlichem Gelderwerb befangen, zu schändlichen Erben herangezogen werden. So kommt es, daß fast alle Söhne ihren Eltern weniger im Besitz der elterlichen Güter als in den Lastern nachfolgen und weniger das väterliche Vermögen als die väterlichen Sünden übernehmen; immer gehen sie so zu den Sitten der Väter über und besitzen früher deren Verworfenheit als deren Habe. Denn die Güter der Eltern besitzen sie erst, wenn diese tot sind; ihre Sitten aber schon, solange sie noch leben und bei Kraft sind; ehe sie also die väterlichen Besitztümer in ihre Verwaltung bringen, haben sie in ihrer Gesinnung die Väter selbst; und ehe sie das besitzen, was man fälschlich „Güter“ heißt, besitzen sie das, was in Wahrheit als schlecht erwiesen ist.


  1. 1 Tim. 4, 8. ↩

  2. 1 Tim. 6, 10. ↩

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