1. Die göttliche Vorsehung.
Zuerst ist die Frage zu erörtern: Gibt es irgendeine Vorsehung1, die die Welt geschaffen hat und regiert? S. 132 Am Dasein der Vorsehung zweifelt niemand; über diese Frage herrscht bei fast allen Philosophen mit Ausnahme der Schule Epikurs nur eine Stimme und eine Überzeugung, daß nämlich die Welt ohne Gottes Schöpfermacht nicht hätte entstehen können und ohne Gottes Leitung nicht fortbestehen könnte. So wird Epikur nicht bloß von den gelehrtesten Männern, sondern auch durch das Zeugnis und die Überzeugung aller Sterblichen des Irrtums überführt. Wer könnte auch an der Vorsehung zweifeln beim Anblick einer solchen Anordnung und Einrichtung des Himmels und der Erde, daß alles zu wunderbarer Schönheit und Pracht, alles zum Nutzen und zur Annehmlichkeit der Menschen und der übrigen Geschöpfe aufs trefflichste zusammenstimmt? Was also mit Vernunft fortbesteht, kann nicht ohne Vernunft angefangen haben.
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Vorsehung ist hier im persönlichen Sinne, als Deus rerum providus zu verstehen. ↩
