3. Die Zeugnisse der Dichter.
Es ist also ein einziger Gott, der vollkommen, ewig, unveränderlich, leidensunfähig ist, der von allem unabhängig und keiner Macht unterworfen ist; der alles besitzt und alles lenkt, und den der menschliche Sinn nicht ermessen, die sterbliche Zunge nicht aussprechen kann. Seine Erhabenheit und Macht ist so groß, daß Geist und Sprache des Menschen sie nicht erfassen kann. Um von den Propheten zu schweigen, den Verkündigern des einen Gottes, so legen auch Dichter, Philosophen und Seher Zeugnis ab von der Einheit Gottes. Orpheus singt vom „Fürsten der Götter“, der S. 134 Himmel und Sonne samt den Gestirnen, der die Erde und die Meere gegründet hat. Und unser vaterländischer Dichter Maro redet vom „höchsten Gotte“1 und nennt ihn bald Hauch, bald Weltseele; diese ist nach ihm über die Welt wie über die Glieder ergossen und belebt den Leib des gesamten Alls. Und wiederum2: „Die Gottheit durcheilt die Abgründe des Himmels und die weiten Räume des Meeres und der Länder; von ihr empfängt alles, was Odem hat, Leben.“ Auch dem Ovidius war nicht unbekannt, daß Gott die Welt geschaffen; darum nennt er ihn bald „Werkmeister der Dinge“, bald „Gründer der Welt“3.
