2.
Der Herr war an seinen Ort in die Höhe aufgestiegen, die Jüngerschar wollte sich zerstreuen und nur aus Furcht hielten sie sich in einem Saale beisammen. [100] Gleich gierigen Wölfen bellten die Kreuziger die Herde des Sohnes an; da sprachen die Apostel: „Suchet Hilfe bei einander, solange ihr vor ihnen zittert!“ Wenn der Adler in die Höhe steigt und die Küchlein zerstreut sind, S. 274 so versammeln sich alle im Nest, sobald sie ihn sehen. Die Jünger erwarteten nun jene Gabe, die ihnen der Herr zu senden verheißen hatte, sobald er zu dem aufgestiegen sein werde, der ihn gesandt hat1. Auf den Heiligen Geist warteten sie, der vom Vater kommen sollte und sie klar und deutlich lehren sollte, wie es sich mit dem Sohne verhalte. Die Kreuzigung, die er kürzlich erlitten, hatte sie zerstreut, aber die Himmelfahrt des Sohnes hatte sie wieder vereinigt. [110] Sie fürchteten sich vor den gereizten Mördern und waren nun versammelt, bis die Verheißungen sich erfüllten. Im Hause des Kaiphas bellte die verfluchte Schlange in ihrer Wut, während die Tauben, die Apostel, sich im Abendmahlssaale versammelt haben. Zusammengedrängt waren sie da in dem gebenedeiten Nest, da sie sich fürchteten, und erwarteten jene Offenbarung der Wahrheit. Sie hielten sich fest aneinander, um nicht in die Umgegend zerstreut zu werden, bis sie gesehen, was ihnen gesendet würde und in welcher Weise. Denn es war ihnen geboten worden, sich von Jerusalem nicht zu entfernen und auf das Versprechen des Vaters zu warten, wie sie gehört hatten2. [120] Sie hatten den Sohn begleitet, als er an seinen Ort in die Höhe aufstieg und sich dann zerstreut gleich Waisen, die ihres Vaters beraubt waren. Sie hatten in Wahrheit die Auferstehung des Sohnes gesehen und daraus großen Trost geschöpft; während sie sich aber darüber freuten, war er emporgestiegen und hatte sie verlassen. Mit Freude waren die Jünger erfüllt, da sie sahen, daß der Herr den Tod besiegt. Trauer aber ergriff sie, da er sie verließ und zum Himmel aufstieg. Im Ölgarten hatten sie die Wolken gesehen, die ihn forttrugen, und den glänzenden Nebel, der ihn eilends entführte, sowie auch die Boten, die in der Vision ihm entgegenkamen, um ihn in festlichem Zuge zu geleiten, da er zur Hochzeit sich begab3. [130] Die Genossen des Bräutigams, die Apostel, waren von dort in den Abendmahlssaal zurückgekehrt und saßen nun S. 276 hier, wartend auf die Heimsuchung, wie er sie ihnen verheißen hatte. Die Heerfürsten, welche eingesetzt worden waren, um in die Provinzen auszuziehen, blieben an einem einzigen Orte versammelt, bis sie die Waffenrüstung vom Sohne erhielten.
