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Works Tertullian (160-220) De exhortatione castitatis

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De Exhortatione Castitatis

III.

[1] Quae enim in manifesto, scimus omnes, eaque ipsa qualiter in manifesto sint perspiciendum est. Nam etsi quaedam uidentur uoluntatem dei sapere, dum ab eo permittuntur, non statim omne quod permittitur ex mera et tota uoluntate procedit eius qui permittit. [2] Ex indulgentia est quodcumque permittitur. Quae etsi sine uoluntate non est, quia tamen aliquam habet causam in illo cui indulgetur, quasi de inuita uenit uoluntate, passa causam sui quae cogit uoluntatem. Vide qualis sit uoluntas cuius alter est causa. [3] Secunda item species consideranda est, purae uoluntatis. Vult nos deus agere quaedam placita sibi, in quibus non indulgentia patrocinatur, sed disciplina dominatur. Si tamen alia istis praeposuit, utique quae magis uult, dubiumne est ea nobis sectanda esse quae mauult, cum quae minus uult, quia alia magis uult, perinde habenda sunt atque si nolit? [4] Nam ostendens quid magis uelit, minorem uoluntatem maiore deleuit, quantoque notitiae tuae utramque proposuit, tanto definiit id te sectari debere quod declarauit se magis uelle. Ergo si ideo declarauit, ut id secteris quod magis uult, sine dubio, nisi ita facis, contra uoluntatem eius sapis, sapiendo contra potiorem eius uoluntatem, magisque offendis quam promereris, quod uult quidem faciendo et quod mauult respuendo. [5] Ex parte delinquis; ex parte, si non delinquis, non tamen promereris. Non porro et promereri nolle delinquere est? Secundum igitur matrimonium si ex illa dei uoluntate quae indulgentia uocatur, negabimus meram uoluntatem cui indulgentia est causa, si ex ea cui potior alia praeponitur continentiae magis appetendae, didicerimus non potiorem a potiore rescindi. [6] Haec praestruxerim, ut iam apostoli uoces decurram. In primis autem non uidebor inreligiosus, si quod ipse profitetur animaduertam, omnem illum indulgentiam nuptiarum de suo, id est de humano sensu, non de diuino praescripto induxisse. Nam et cum de uiduis et innuptis definiit uti nubant, si continere non possunt, quia melius sit nubere quam uri, conuersus ad alteram speciem: Nuptis autem denuntio, inquit, non quidem ego, sed dominus. Ita ostendit ex translatione personae suae in dominum id quod supra dixerat non ex domini persona, sed ex sua pronuntiasse: Melius est nubere quam uri. [7] Quae uox licet ad eos pertineat qui innupti uel uidui a fide deprehenduntur, quia tamen omnes eam ad nubendi licentiam amplectuntur, uelim retractare quale bonum ostendat quod melius est poena, quod non potest uideri bonum nisi pessimo comparatum, ut ideo bonum sit nubere, quia deterius sit ardere. [8] Bonum ita est, si perseueret nomen obtinens sine comparatione, non dico mali, sed etiam boni alterius, ut, etsi bono alii comparatur et alio adumbratur, nihilominus remaneat in boni nomine. Ceterum si per mali collationem cogitur bonum dici, non tam bonum est quam genus mali inferioris, quod a superiore malo obscuratum ad nomen boni impellitur. [9] Aufer denique condicionem comparationis, ut non dicas: Melius est nubere quam uri, et quaero an dicere audeas: Melius est nubere, non adiciens quid sit id quo melius est. Ergo quod non melius, utique nec bonum, quia abstulisti et remouisti condicionem comparationis, quae dum melius illud facit, ita bonum haberi cogit. [10] Melius est nubere quam uri sic accipiendum est, quomodo melius est uno oculo quam duobus carere: si tamen a comparatione discedas, non erit melius unum oculum habere quia nec bonum. Nemo igitur captet ex hoc capitulo defensionem, quod proprie ad innuptos et uiduos spectat, quibus nulla adhuc coniunctio numeratur. Quamquam ostenderim etiam illis intellegendam esse permissi condicionem.

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Über die Aufforderung zur Keuschheit (BKV)

3. Kap. Unterscheidung des bloß erlaubenden und des eigentlichen Willens Gottes. Letzterer sei, sobald er sich zu erkennen gegeben hat, immer verpflichtend. Durch 1 Kor. 7, 10 ff. wird die zweite Ehe keineswegs für etwas Gutes erklärt.

Seinen geoffenbarten Willen kennen wir alle, und bei ihm ist nur zu untersuchen, in welcher Weise er offenbar geworden ist. Denn obwohl es Dinge gibt, welche dem Willen Gottes genehm erscheinen, indem sie von ihm nachgesehen werden, so geht doch nicht sogleich alles, was erlaubt wird, aus dem reinen und vollen Willen des Erlaubenden hervor. Wenn eine Erlaubnis gegeben wird, so bedingt dies ein Nachgeben1, Dieses geschieht zwar nicht ohne Beteiligung des Willens, aber weil für denselben irgend ein Motiv in der Person dessen, der die Nachsicht erhält, vorliegt, so kommt die Nachgiebigkeit von einem sozusagen unwilligen Willen, da sie sich ein Motiv gefallen lassen muß, welches den Willen zwingt. Aber siehe zu, was für ein Wollen das sein kann, wovon etwas anderes die Ursache ist!

Die zweite Art, der reine Wille, ist ebenfalls zu betrachten. Gott will, daß wir gewisse, ihm wohlgefällige Dinge tun. Dabei ist nicht die Nachsicht unsere Beschützerin, sondern die Sittenlehre unsere Gebieterin. Wenn er nun desungeachtet anderen Dingen vor S. 330diesen den Vorzug gegeben hat, natürlich nur solchen, welche er lieber will, kann es dann wohl zweifelhaft sein, daß wir das befolgen müssen, was er lieber will? Denn das, was er weniger gern will, ist eben deswegen, weil er das andere lieber will, so anzusehen, als wenn er es gar nicht wollte. Wenn er zu erkennen gegeben hat, was er lieber will, so hat er damit den untergeordneten Willen durch den höheren aufgehoben. In dem Grade, wie er beides dir zur Kenntnis vorgelegt hat, ist es seine bestimmte Anordnung, daß du das befolgen sollst, wovon er angezeigt hat, daß er es lieber will. Wenn er sich also in der Absicht erklärt hat, damit du dich nach dem richtest, was er lieber will, so ist, wenn du es nicht tust, deine Gesinnung ohne Zweifel seinem Willen entgegen. Sie ist nämlich gegen seinen höheren Willen gerichtet, und du beleidigst ihn mehr, als daß du ihn dir geneigt machst; denn du tust zwar, was er will, verschmähst aber das, was er lieber sähe. Einerseits begehst du eine Sünde; anderseits erwirbst du dir, wenn du keine Sünde begehst, doch seine Gunst nicht. Und nun - seine Gunst nicht verdienen wollen, ist denn das keine Sünde? - Wenn sich also die zweite Ehe auf jene Art des Willens Gottes gründet, den man Nachsicht nennt, so würden wir den reinen Willen Gottes, dem erst eine Ursache eingeräumt werden muß, negieren, wenn wir nicht2 aus dem Willen, vor dem eine andere auf eine vorzüglichere Enthaltsamkeit gerichtete Willensoffenbarung den Vorzug erhält, gelernt haben, daß der weniger gute durch den vorzüglicheren aufgehoben wird.

So viel möchte ich vorausgeschickt haben, um nunmehr die Aussprüche des Apostels durchzugehen. Zuvörderst glaube ich nicht, die Ehrerbietung zu verletzen, wenn ich eine Bemerkung, die er selbst von sich macht, vorausschicke, nämlich die, er habe jede Nachsicht hinsichtlich der Ehen nur auf Grund seiner eigenen, d. i. S. 331einer menschlichen Meinung, nicht kraft göttlicher Vorschrift eingeführt. Denn auch da, wo er über die Witwen und Unverehelichten die Bestimmung gibt, daß sie heiraten sollen, wenn sie nicht enthaltsam sein können, weil heiraten besser sei, als Brunst empfinden, wendet er sich zu der ändern Klasse und sagt: „Den Verheirateten aber verkündigte nicht ich, sondern der Herr“3. So gibt er durch den Übergang von seiner Person zu der des Herrn zu erkennen, daß er das Vorausgegangene: „Es ist besser zu heiraten als Brunst zu leiden“, nicht in der Person des Herrn, sondern in seiner eigenen gesprochen habe4. Obwohl sich dieser Ausspruch nur auf die bezieht, welche die Gnade des Glaubens im Stande der Ehelosigkeit oder Witwenschaft trifft, so möchte ich mich, weil sich alle an besagte Erlaubnis, zu heiraten, anklammern, doch darüber auslassen, wie hoch in der Meinung des Apostels ein Gut stehen dürfte, welches besser ist als eine Strafe und nur dann als gut aufzutreten vermag, wenn es mit dem Schlimmsten verglichen wird, so zwar, daß das Heiraten nur deshalb ein Gut ist, weil Brunst leiden noch schlimmer ist. Ein Ding ist nur dann gut, wenn es beständig diesen Namen behauptet, abgesehen von jeder Vergleichung, ich sage nicht mit etwas Schlechtem, sondern sogar mit einem anderen Guten, so daß es, auch wenn es mit einem anderen Guten verglichen und danach skizziert wird, nichtsdestoweniger die Benennung „Gut“ behält. Wofern es aber erst durch Vergleich mit etwas Schlechtem sich die Benennung „Gut“ erzwingt, so ist es nicht sowohl ein Gut, als vielmehr ein Übelgeringerer Art, das, von einem größeren Übel überholt, zur Benennung „Gut“ gelangt. Fort überhaupt mit dem Vergleiche, zu sagen: „Heiraten ist besser als Brunst leiden!“ Dann frage ich, ob man sich erkühnen möchte, zu sagen: „Heiraten ist besser“, ohne hinzuzusetzen, in Vergleich womit es besser ist. Was also dann nicht mehr etwas Besseres ist, das ist sicherlich nicht einmal mehr gut, weil du den Vergleich beseitigt und hinweggenommen hast, welcher S. 332jenes Ding dadurch gut macht, daß er nötigt, es für etwas Besseres zu halten. Der Satz: „Heiraten sei besser als Brunst leiden“, ist so zu verstehen, wie der: Es ist besser, ein Auge zu entbehren, als beide. Wenn man aber von dem Vergleiche absieht, so wird es nicht besser sein, nur ein Auge zu haben, weil es nicht gut ist. Niemand möge also aus der angeführten Stelle eine Verteidigung für sich herleiten. Sie bezieht sich eigentlich auf die Unverheirateten und Witwen, bei denen sich überhaupt noch gar keine Verbindung angeben läßt. Doch ich möchte auch hinsichtlich dieser dartun, daß bei ihnen der Fall einer bloßen Erlaubnis als vorhanden anzunehmen sei.


  1. 1 Kor. 7,6. ↩

  2. Bei dem Gewirre sich widersprechender Lesarten, die an dieser dunklen, vielleicht etwas lückenhaften Stelle herrscht, müssen wir uns begnügen, annäherungsweise den Sinn zu treffen. Das non oder nec vor didicerimus habe ich eingeschaltet. ↩

  3. 1 Kor. 7,10. ↩

  4. 1 Kor. 7,12. ↩

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Exhortation à la chasteté Compare
On Exhortation to Chastity Compare
Über die Aufforderung zur Keuschheit (BKV)
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Einleitung: Kathechteische Schriften (Über die Schauspiele, Über die Idolatrie, über den weiblichen Putz, An die Märtyrer, Zeugnis der Seele, über die Busse, über das Gebet, über die Taufe, gegen die Juden, Aufforderung zur Keuschheit)
Elucidations - On Exhortation to Chastity

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